Moin
In diesem Thread möchte ich die Lage am 3.9.09 näher erläutern.
Es kam zu Schauern und Gewittern mit teils schweren Sturmböen. Es war somit das erste richtige Sturmtief der Saison 2009/2010.
Ein kleinräumiges Sturmtief mit einem Kerndruck um 990 hpa befindet sich mit Kern über GB. Über Russland befindet sich ein Hoch mit zugehörigem Höhenkeil über Polen. Somit kommt Deutschland in eine westliche im Osten zunächst südwestliche Strömung.
Ein Satelitenbild
Die Warmfront des Tiefs über Polen.
Am südlichen Ende zerfällt sie durch den Einfluss des Höhenkeils langsam.
Die Kaltfront verläuft mit schauerartig verstärktem Regen genau über Deutschland. Sie ist rückläufig und endet über Frankreich als Warmfront.
Um das Tief verläuft eine Okklusion mit erneut starkem Regen.
Bereits hier fällt im kaltsektor mit kälterer Höhenluft eine Zone mit vielen Schauern auf.
500hpa Geopotential , Bodendruck
Die barokline Polarfront befindet sich nun über Großbritanien. Hier kommt es zu leichter Wellenbildung , was eine rasche Folge von Keilen und Trögen zur Folge hat.Somit kommt Deutschland auch in den Bereich eines starken Jets um 100kn. Entlang der Polarfront kommt Deutschland in den Einfluss mehrerer kleiner Vort-max , was starke Vertikalbewegungen und Hebung zur Folge hat. Ein Kurzwellemtrog am südöstlichen Teil des Tiefs erhöht die Hebung nochmals. Durch die Vorticity-Advektion des Tiefs komt besonders der Osten nochmals in den Einfluss etwas wärmerer Luftmassen um 24°C.
Ein Vortmax verläuft östlich der Warmfront und sorgt somit für Regen in größeren Mengen , danach findet zunächst ein Absinken der Luftmassen statt. Das zeigt auch die Temperaturadvektion , die hinter der Front für Absinken sorgt.
850hpa pseudopot. Temperatur & Bodendruck
Hier nochmal die Fronten der Zyklonen zu erkennen.
Westlich des Sturmtiefs ist eine mögliche Randtiefentwicklung zu sehen. ZU Erkennen an der beginnenden Zyklogenese der Krümmung der Isobaren.
Das Tief nördlich unseres Sturmtiefs ist bereits okkludiert und dürfte bald zerfallen.
Der Warmsektor über Deutschland wird auch schon kleiner , weshalb niedrigere Theta-E Werte zur Verfügung stehen und die potentielle Energie somit geringer ist.
Auffällig das Randtief besitzt eine starke Krümmungvorticity und saugt deshalb sehr energiereiche Luftmassen in das Tiefzentrum , was auf sehr viel Niederschlag deutet.
700hpa relative Feuchte in %
Hier ist mit dem Absinken der Luftmassen hinter der Kaltfront zusätzlich eine Dry-Intrusion zu erkennen. Ein recht trockenes Mid-Level deutet auf eine kurze Wetterbesserung und somit solare Einstrahlung hin. Durch die Einstrahlung kann sich die Grundschicht erwärmen und es kommt zu Labilität.
Zu diesem Zeitpunkt herrschen MLCapes von 200-400J/kg.
Kurz danach setzte zudem wieder positive Vorticity ein , was die Hebung erhöht hat. Somit konnte die Labilität genutzt werden.
Durch das einsickern deutlich kälterer Luft in 500hpa erhöhte sich die Labilität zusätzlich auf ca. 500J/kg.
Mit der Feuchtadvektion rückseitig des Tiefs wurde das Mid-Level wieder feuchter und es konnten aufgrund des starken Jets vorrangig Multizellenlinien mit Starkregen und Sturmböen auslösen. Teilweise wurden auch stärkere Böen mit dem vertikalen-Impuls-Transport runtergemischt.
An den Küsten kam es generell zu Böen über 75km/h. Doch auch im Flachland wurden in Gewitternähe lokal Böen über 75km/h gemessen.
Beispiele
Idar-Oberstein (377m) - 133km/h
Baruth - 86km/h
Dazu diverse Orte mit Spitzenböen zwischen 70 und 80km/h wie z.B Düsseldorf.
Sat-Bild
Auch hier die Dry-Intrusion zu erkennen. Rückseitig sorgte die Okklusionsfront im Westen nochmal für ein paar kräftige Schauer mit starken Böen.
Hier ist nochmal der Trog zu erkennen. Er verläuft bereits fast horizontal , was darauf hindeutet , dass die Zirkulation auf ihrem Höhepunkt ist und langsam nachlassen sollte.
Eine weitere Vertiefung des Sturm ist unwarscheinlich.
by Marcel Bomba