Aufgrund der Besonderheit der Lage nehme ich mir mal einen extra-Faden raus, sollte das nicht gewünscht sein oder sich die Sache weniger interessant darstellen als gedacht kann natürlich gerne verschoben werden
Der bisherige Sommer war ja recht arm was dynamische und überregionale Unwetterlagen betrifft.
Zwar gab es einiges an Pulse-Storms die ja auch zu schweren Überflutungen führten aber durch Dynamik geprägte Lagen mit weit ziehenden Zellen waren bisher nur regional vorhanden
Nun scheint sich das zum Ende des Sommers und nach dem Ende der eigentlichen Saison nochmal zu ändern
Allerdings steht das ganze auf Grund von vielen kleinen Faktoren auf sehr wackeligen Beinen.
Noch ist die Lage ja ohnehin ein großer konjunktiv in dem das Leben nunmal nicht stattfindet.
Zwar besteht ab Freitag Abend ein gewisses Risiko von schweren Gewittern aber der Höhepunkt scheint im Moment der Sonntag zu sein, oder bereits die Nacht zum Sonntag:
Auffällig ist ein klassiches Plains-Setup da wo sich die günstigen Faktoren überlappen.
Ausgelöst wird das ganze durch das Frontensystem eines Tiefs über der Nordsee
Mal ein Paar Karten:
Es fällt auf das der Wind durch das Tief im Bereich der Warmfront im Nordwesten auf Süd Ost dreht aber bereits ein kräftiger Höhenwind aus Südwesten herrscht
Daraus ergeben sich 90° rechtsdrehende Windscherung, über Schleswig Holstein sogar mehr.
Dabei liegt der Fokus auf der Konvektion an der Warmfront die sich bereits in der Nacht von Süden her aus NRW in den Norden ausbreitet.
Später nähert sich die Kaltfront an.
ZU diesem Zeitpunkt hat der Wind am Boden auf West, teilweise auf West-Nordwest gedreht, darüber weht ein nahezu unveränderte Höhenwind aus Südwesten
Hier besteht also ein ordentliche, wenn auch nicht ganz so starke linksdrehende Windscherung
Zellen im Bereich der Kaltfront sollten also gute dynamische Bedingungen vorfinden, wenn diese auch nicht so gut sind wie an der Warmfront.
Und zum Schluss noch CAPE
In der Phase in der die Warmfront von Interesse ist mangelt es etwas an CAPE auf der kalten Seite.
Etweilige Zellen haben also nur einen schmalen zeitlichen und räumlichen Korridor zu Verfügung in dem sich die Bedingungen optimal überlappen
Problematisch scheint auch die Auslöse zu sein. Zwar wird diese im aktuellen Lauf von GFS (18z 24.8.16) berechnet, das war aber in vielen Vorläufen nicht der Fall.
Dazu sind Warmfronten anfällig für Gewölk das die Einstrahlung vermindern und damit die Auslöse verhindern könnte auch wenn an der Front ein gewisser dynamischer Hebungsantrieb vorhanden ist (durch Windsprung und Warmfront selbst)
Ein "Bust" an dieser Stelle ist also nicht ganz unwahrscheinlich. Gleichzeitig besteht aber ein Risiko einer erheblichen Unwetterlage in diesem Bereich wenn wirklich alles klappen sollte.
In Ausnahmefällen haben solche Lagen schon gefährliche Lagen hervorgebracht
Etwas anders sieht es an der Kaltfront aus.
Bis zum Abend hat sich die Energiereiche Luftmasse bis in den höchsten Norden ausgebreitet, CAPE liegt verbreitet bei über 1500j/kg teilweise (weit) jenseits der 2000j/kg
Das ist ja bereits zum 12z Zeitpunkt weiter südlich in ähnlicher Ausprägung vorhanden.
Mögliche Zellen haben also eine sehr gute Luftmasse und ordentliche Scherung zur Verfügung
GFS berechnet nur schwache Auslöse, sollte aber Auslöse stattfinden haben auch diese Zellen erhebliches Potential
Hier mal die berechneten Niederschläge für Sonntag Abend:
Weitere Unsicherheiten die sich positiv oder negativ auf die Lage Auswirken könnten...
...sind das Bodentief (samt Hebung und Veränderung des Windfeldes )
...sind die Gewitterreste aus der Nacht denn auch für die Nacht sind im Westen Gewitter angekündigt
An der Warmfront sind bei starker Windscherung auch in den Unteren Schichten superzellige Entwicklungen zu erwarten, mit einem nicht zu unterschlagendem Tornadorisiko
An der Kaltfront kann der kräftige Höhenwind zu linienhaften Entwicklungen führen, die sich weiter als vom Modell geplant in Richtung Süd-Osten in die warme Luft ausbreiten
Entsprechend sind von (sehr) großem Hagel, schadensträchtigen Windböen und Tornados bis zum obligatorischen Starkregen alle Gefahren potentiell vorhanden.
Alles in allem steht also eine Lage bevor die an Spannung schwer zu überbieten ist.
Das liegt einmal an der enormen Unsicherheit die uns wahrscheinlich bis in den Nowcast verfolgen wird aber eben auch am Potential das unter Umständen umgesetzt werden kann.