Servus zusammen!
Der 28.07.2013 war auch für uns unterfränkische Gewitterjäger wieder ein ereignisreicher Tag - zum einen, weil wir diesmal von zwei Reportern des Bayerischen Rundfunks (Radio und TV, siehe Links unten) begleitet wurden, zum anderen, weil wir ordentlich was zu sehen bekommen haben. Aber immer der Reihe nach...
Bereits in der Nacht auf Sonntag zog ein Gewitter über Würzburg hinweg und bot eine hübsche nächtliche Lightshow. Sogar ein paar positive Blitzeinschläge waren mit dabei, einer davon hat mir ein Bild wieder einmal total überbelichtet... An Schlafen war dann natürlich auch nicht zu denken, aber naja, als Gewitterjäger kann man eben nicht anders.
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Dann kam er, der erwartete Unwettertag am 28.07.2013. Bereits tags zuvor hatte es Unwetter gegeben, unter anderem das Superzellen-Monster, das vom nördlichen NRW bis nach Brandenburg seine Hagelschneise hinterlassen hatte. Die Tatsache, dass ähnliche Ereignisse auch für den 28.07.2013 zu erwarten waren, ließ es uns von Sturmjagd Unterfranken bereits in den Fingern kribbeln, wenngleich wir hofften, dass es nicht ganz so übel werden würde (was aber mit der giftigen HP-Superzelle in BaWü dann leider doch passiert ist). Am Morgen dann jedoch zunächst Ernüchterung: draußen war es total zugezogen und richtig kühl. Gewitter bei so einer Pampe? Nie und nimmer dachten wir uns und wollten das mit dem BR fast schon absagen, doch dann kam Hoffnung auf. Die Bewölkung verzog sich bzw. lockerte auf und es konnte richtig einheizen. Gewitterchancen wurden nach wie vor berechnet und so sagten wir den beiden Reportern bescheid, dass wir rausziehen würden und unser Glück versuchen wollten, wobei beide auch prompt zusagten, uns an dem Tag begleiten zu wollen.
Wir (Dominik, Simon, und ich) trafen uns am Nachmittag wieder einmal an unserem zentralen Treffpunkt Mainfrankenpark bei Dettelbach, um die Lage zu eruieren und zu besprechen, wohin es gehen soll. Sofort fiel uns unser Standort mit wunderbarer Aussicht bei Uffenheim ein, an dem uns zwar im Juni das Glück richtig verlassen hatte, wir uns aber diesmal ob der Zugrichtung möglicher Gewitter Hoffnung auf eine gute Aussicht machten. Also warteten wir noch auf die beiden Reporter, betrachteten die erste Gewitterauslöse über BaWü auf dem Niderschlagsradar, und dann ging es los.
Auf dem Frankenberg bei Ippesheim / Mittelfranken angekommen, sah man in südwestlicher Richtung bereits einen großen Eisschirm am Himmel stehen, den Dominik sofort für uns festgehalten hat:
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Es war in der Zwischenzeit richtig bullenheiß und drückend schwül geworden. Dann hieß es erst einmal Interviews geben:
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Schon bald fing der enorm ausladende Eisschirm an, auch den Himmel über uns abzudecken:
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Wir hatten auf dem Radar in der Zwischenzeit erkannt, dass sich eine fette Superzelle über BaWü gebildet und u.a. Reutlingen und Stuttgart getroffen hatte. Die Hagelmeldungen, die aus dieser Region kamen, sprachen eine klare Sprache. So wurde uns bewusst, dass wir - egal was da gerade auf uns zukam - definitiv nicht in die Niederschlagskerne der Gewitter geraten wollten. Auch sahen wir auf dem Radar weiter nördlich (und somit für unseren aktuellen Standort interessant) eine zweite starke Entwicklung. Wir wussten es zunächst nicht genau einzuordnen und spekulierten so erst über einen Leftmover, aber bald war klar, dass da vorher kein Split war und somit die Zelle ihr eigenes Ding drehte (haha, welch ein Wortwitz). ***Anmerkung mit Blick auf den TV-Beitrag: das mit dem Leftmover sorgte für ein kleines Missverständnis, da unsere Superzelle darin als Leftmover bezeichnet wurde, was natürlich so nicht richtig ist. Das hätten wir wohl vorab nochmal klarstellen sollen. Sorry for that.***
Jedenfalls fiel uns das immer eindrucksvollere Radarecho auf, also warteten wir gespannt auf das, was da auf uns zuzog. Derweil nahm auf einmal der Wind aus westlichen Richtungen stark zu und frischte immer wieder mit kräftigen Böen um die 50 km/h auf (gemessen mit einem Handwindmesser). Die Spannung stieg, auch weil sich der Himmel immer weiter verdunkelte. Dabei fielen uns auch die unterschiedlichen Zugrichtungen der Wolken auf.
Nachdem man erst nicht viel sehen konnte, nahm das Ganze auf einmal Struktur an: zum einen bildeten sich über uns am Eisschirm schöne Mammatuswolken, zum anderen erahnte man langsam eine auffällige Wolkenbasis südlich von Uffenheim:
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Die Aufwindstruktur im Süden wurde immer imposanter (ich hoffe das kommt auf den Bildern halbwegs rüber; irgendwie war es mit der Belichtung an dem Tag sehr schwierig, sodass einige Bearbeitung nötig war). Langsam schwante uns, was wir da vor uns hatten... Auch Fallstreifen wurden nun immer besser erkennbar, und ersten Flackern und Donnergrollen begann:
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Immer mehr wurden ein schöner Aufwindteller und - davon abgetrennt - ein dichter Niederschlagskern erkennbar. Damit waren wir uns sicher: Franken (und in diesem Fall Mittelfranken) erlebt gerade wieder eine Superzelle. Die Freude konnte kaum größer sein. Allerdings stieg auch die Sorge aufgrund des zu erwartenden Hagelschlags und des Potenzials für Großhagel, der auch bei dieser Superzelle zu erwarten war. Wir überlegten zunächst noch, näher an die Aufwindbasis heranzufahren, doch die Befürchtungen, dass wir damit voll in den Hagel geraten könnten, waren einfach zu groß. Das wollte ich auf jeden Fall vermeiden und so riet ich auch meinen Mitstreitern davon ab. So blieben wir also vor Ort und genossen die Aussicht, im Hinterkopf bereits mit Überlegungen, wohin wir abhauen würden, sollte uns das Teil doch zu nahe kommen.
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Dann zeigte sich, dass die Superzelle an uns vorbeiziehen würde und wir nur etwas Regen und Wind abbekommen würden. Wir standen also gut positioniert, konnten dem Spektakel zusehen, und mussten uns nicht vor Großhagel fürchten. Natürlich blieb das ganz große Unwetter mit allen Schikanen bei uns vor Ort aus, das wäre wohl noch etwas für die Fernsehkamera gewesen, aber Sicherheit geht für uns eben immer vor. Und gerade ob der Hagelereignisse wollten wir das Schicksal nicht herausfordern.
Spektakulär waren auch die immer häufiger auftretenden und vielfach positiven Blitzeinschläge, die aus der Superzelle heraus in den weiten Ebenen vor uns einschlugen. Optisch wie akkustisch einfach ein herrliches Erlebnis. Ein paar davon sind im Video zu sehen.
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17. Auch Dominik hat mir eine seiner Aufnahmen der Superzelle zur Verfügung gestellt:
Um es mit der Blitzschlaggefahr nicht zu übertreiben, und aufgrund des zunehmenden Regens, verzogen wir uns in die Autos. Die Superzelle zog an uns vorbei und brachte noch ein paar Blitze für uns hervor, bevor sie sich dann unter Donnergrollen langsam vom Acker machte. Beim Betrachten des Aufwindteller konnte man trotz des durch den Regen etwas verschleierten Anblicks die Rotation förmlich riechen.
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Die Superzelle war abgezogen und somit hatten wir bereits unser Highlight des Tages erlebt, daher verabschiedeten sich auch die BR-Reporter von uns. Aus Südwesten zog noch einmal etwas auf, doch zunächst sah das vor allem Richtung Unterfranken nur nach Regen aus. Doch weit gefehlt. Die Gewitteraktivität nahm zu, die Blitzaktivität stieg und so machten wir uns, nachdem wir zunächst bereits über einen Schlusshock beim Burgerbrater unseres Vertrauens nachgedacht hatten, wieder auf den Weg nach Würzburg. Der Mainfrankenpark war hierbei auch wieder der Schlusspunkt unserer Gewitterjagd. Nachdem es in Würzburg zunächst Sturmböen der Stärke 10 gegeben haben muss, was wir - da wir auf der Autobahn unterwegs waren - zunächst nicht mitbekommen hatten, regnete es teils kräftig und immer wieder zuckten Blitze vom Himmel, wobei die Blitzrate sogar noch zunahm. Also positionierten wir uns auf einem nahegelegenen Aussichtspunkt und betrachteten die abendliche Lightshow um uns herum, zu sehen im Video.
Hier das Video (man beachte - trotz des Scheibenwischers - auch den Blitzeinschlag bei 3:14, der muss da wohl eine Leitung oder so etwas getroffen haben, jedenfalls blitzen da zwei helle Punkte auf):
http://www.youtube.com/watch?v=hhbU4Ob3IXgNun noch die Radarbilder zu der Superzelle, sie zeigen im Endeffekt beide Superzellen des Tages, wobei die nördlichere unsere Superzelle war:
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Quelle: www.wetteronline.de)
Zum Schluss noch die Links zu den TV- und Radionbeiträgen über uns im Bayerischen Rundfunk, sowie zu einer Fotostrecke, die uns "bei der Arbeit" zeigt (das mit dem Leftmover wie gesagt bitte überhören):
-- TV:
http://www.br.de/fernsehen/bayerisches- ... n-100.html-- Radio:
http://www.br.de/radio/bayern1/sendunge ... n-100.html-- Fotostrecke / photo gallery:
http://www.br.de/radio/bayern1/sendunge ... 19332.htmlViele Grüße aus Unterfranken,
Daniel, Dominik, Simon.