Servus zusammen!
Endlich mal wieder ein Lebenszeichen von mir, Freizeit ist Mangelware...
Der 12.05.2015 hatte das Potenzial, ein vielversprechender Gewittertag zu werden. Eine herannahende Kaltfront mit präfrontaler Konvergenz, gute Windscherung und im Vorfeld sonniges, schwülwarmes Wetter boten gute Zutaten für teils heftige Gewitter. Auch unterfränkische Stormchaser sollten auf ihre Kosten kommen…
Diese Lage hatte Potenzial für alle Schikanen – Starkregen, schwere Sturmböen bis hin zu Downbursts mit orkanartigen Böen, Hagelschlag und aufgrund der vorhandenen Scherung auch Tornados. Aus beruflichen Gründen war es unserem Team nicht möglich, sich zu einem gemeinsamen Chase zu treffen. Während Dominik, Natalie und Simon die Lage im Raum Würzburg im Auge hatten, beobachtete ich das Geschehen im nördlichen Unterfranken im Landkreis Rhön-Grabfeld. Im Laufe des Nachmittags begann nach längerem Warten endlich die Auslöse in einer Linie etwa von Rheinland-Pfalz über Hessen bis nach Sachsen- Anhalt. Bereits nach kurzer Zeit zeichnete sich ab, dass von Rheinland-Pfalz kommend eine erste dicke Superzelle nach Hessen zog, die im weiteren Verlauf sogar einen Tornadoverdacht in Hessen auslösen sollte. Andere Stormchaser waren an der dortigen Zelle dran und konnten eine Mesozyklone samt Wallcloud beobachten. Anhand des Niederschlagsradars lies sich vermuten, dass diese Zelle, sofern sie sich halten kann, weiter nach Thüringen ziehen sollte. Von Bad Königshofen im Grabfeld aus ist es nur ein Katzensprung nach Thüringen, also ging es auf die A71 Richtung Erfurt. In Zella-Mehlis angekommen war klar, dass ein weiteres Chasing hier unmöglich wäre, da sich mitten im Thüringer Wald ein solches Vorhaben als zu unübersichtlich und dadurch eventuell auch als zu gefährlich gestalten würde. Derweil zeigten sich am Eisschirm der herannahenden Gewitter diese Mammati:
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Anschließend ging es die Autobahn retour bis zum Parkplatz Dolmar. Hier hatte ich die aufziehende Zelle direkt vor mir. Sie hatte sich mittlerweile etwas abgeschwächt un Verclusterung mit anderen Gewitterzellen drohte, aber im Bereich des Niederschlagskerns gab es immer wieder Blitze und es grummelte vor sich hin.
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Um nicht in möglichen Hagel zu geraten und aufgrund der Tatsache, dass Dominik bereits eine weitere sich Nordbayern nähernde Superzelle meldete (und ich in der Hektik den Akku meiner DSLR vergessen hatte, der Tag war schon von Anfang an zu chaotisch…), machte ich mich zurück auf den Weg nach Süden.
Glücklicherweise schaffte ich es, noch vor Eintreffen neuer Zellen in Bad Königshofen meinen Akku zu holen, um nun voll ausgestattet mir einen freien Standort zu suchen, von wo aus ich die aus der Bad Kissinger Gegend herannahende neue Superzelle beobachten konnte. Gefunden war ein solcher Platz schnell, und dann hatte ich sie vor mir – die dunkle Aufwindbasis deutlich abgetrennt vom Niederschlagsbereich, immer wieder aus dem Niederschlag heraus- und am Eisschirm über mir entlang zuckende Blitze, ständiges Grummeln und Mammati über mir – es war ziemlich klar, dass diese Zelle durchaus Schmackes hatte:
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Nun stand sie direkt vor den Toren der Kleinstadt Bad Königshofen und es wurde deutlich, dass diese Gegend in der Zugbahn des Niederschlagskerns liegen dürfte, in dem auch Hagel zu erwarten war. Also noch schnell ein Bild schießen, und dann ab dafür, weiter nach Südosten, um nicht in erwartbaren Hagel zu geraten.
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Ich fuhr nun einige Kilometer weiter nach Südosten, um dann in der Nähe des Dorfes Aub wieder Halt zu machen. Die Stimmung hier war richtig unheimlich – die bedrohlich dunkle, flache Meso im Aufwindbereich genau über mir, Dauergrummeln und Flackern aus der Zelle heraus, unter der Meso immer wieder sich aufbauende Wolkenstrukturen:
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Die Zellen hatten eine ziemlich hohe Zuggeschwindigkeit drauf, daher fuhr ich nochmals ein Stück weiter, um mich dann auf einer freien Anhöhe bei Bundorf zu positionieren. Superzelle Nummer 1, die ich in Unterfranken abfangen konnte, zog nun mit ihrer eindrucksvollen Aufwindbasis und ihrem Niederschlagskern weiter nach Oberfranken. Dass es sich sicher um eine Superzelle handelte ist auch anhand des Niederschlagsradars erkennbar gewesen, da diese Zelle schon vorher trotz vorübergehender leichter Abschwächung deutliche Anzeichen aufwiesen und spätestens über Oberfranken dann auch anfing, auffällig nach rechts auszuscheren.
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Kaum hatte ich meine Blicke einmal von dieser Zelle abgewandt, traute ich meinen Augen nicht: im Westen zog bereits eine weitere Gewitterzelle auf und vor meinen Augen bildete sie gerade eine Wallcloud aus. Im Bereich solcher Wallclouds formieren sich gerne auch mal Tornados, die an diesem Tag auch nicht unwahrscheinlich waren.
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Damit stand für mich fest: Unterfranken erlebte eine für diese Region sehr bemerkenswerte Gewitterlage. Meine Freude über Superzelle Nummer 2 dieses Tages war groß. Mittlerweile grummelte es auch aus dieser Zelle hörbar regelmäßig und Blitze waren zu beobachten.
Einmal auf den Aufwindteller der Meso und die Wallcloud gezoomt:
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Die Superzelle kam näher und hatte eine nahezu identische Zugbahn wie die vorherige Superzelle. Es brauchte keinen Zeitraffer, um mit bloßen Auge die Rotation der ganzen Wolkenmasse zu erkennen. Ein absolut beeindruckender Anblick, während um einen herum ländliche Idylle und Ruhe herrschte:
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Wie auch die vorherige Superzelle begann diese nun, eine kurze Abschwächungsphase zu durchleben (an exakt der gleichen Stelle, interessanterweise…) und die Wallcloud begann an Struktur zu verlieren, ohne jedoch ganz zu verschwinden.
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Von Angesicht zu Angesicht mit der Meso:
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Jetzt wurde es fast schon ein wenig gespenstisch:
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Es fing nun auch an meinem Standort an etwas zu regnen, daher verzog ich mich ins Auto. Die Wallcloud ließ ich dicht an mir vorbeiziehen, während dicke Regentropfen bei mir kurz die Sorge vor einsetzendem Hagel aufkommen ließen (was zum Glück aber dann nicht der Fall war):
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Schließlich zog auch diese Superzelle unter neuerlicher Verstärkung weiter Richtung Oberfranken. Auch wenn glücklicherweise nichts über größere Schäden in der Region bekannt ist, sowar doch kurz nach dem Gewitter eine Feuerwehrsirene in der Ferne zu hören. Der Niederschlagskern der Zelle sah auch deutlich nach Hagel aus:
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Auch die Rückseite einer sich in die Höhe schraubenden Superzelle ist immer wieder wahnsinnig schön anzuschauen, da wird die Rotation einer solchen Gewitterzelle so richtig greifbar:
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Kurzzeitig bildete sich am hinteren Ende auch so ein kleines “Rüsselchen” aus. Was es damit auf sich hatte, ob Funnel oder nicht, lasse ich jetzt einmal dahingestellt, die Zelle war schon zu weit weg als dass man das noch verlässlich hätte beurteilen können, zumal diese Struktur auch sehr schnell wieder verschwunden war.
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Währenddessen kam nun eine schöne abendliche Gewitterstimmung auf – das Abendlicht der untergehenden Sonne schien durch die Wolkenschirme der Gewitter südlich von mir:
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Zur gleichen Zeit meldeten auch meine Kollegen aus Würzburg auffällige Gewitterzellen. Dominik hatte diese rotierende Zelle samt runder Meso nördlich von Würzburg vor sich, von einer weiteren Superzelle kann ausgegangen werden:
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Natalie fotografierte bei Waldbrunn diese starke Gewitterzelle im Abendlicht, die unter weiterer Verstärkung über Würzburg hinweg und schließlich in den Bereich südlich von Schweinfurt sowie nach Oberfranken ziehen sollte. Aufgrund der Beobachtungen anderer Chaser und ihres auffälligen Verhaltens auf dem Niederschlagsradar lässt sich auch diese Zelle recht eindeutig als Leftmover-Superzelle klassifizieren, in ihrem Fall vielleicht sogar als HP-Superzelle, da sie einen intensiven Hagel- bzw. Niederschlagskern hatte.
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Auch Simon hatte die Würzburger Zellen vor sich und berichtete von seinen Beobachtungen, unter anderem beobachtete er zeitweise Naheinschläge, Starkregen und Hagel nahe Estenfeld.
Es war mittlerweile Abend geworden und ich machte mich zurück nach Bad Königshofen. Meine Entscheidung, aus dem Ort herauszufahren, war nicht nur wegen meiner Beobachtungen goldrichtig, sondern auch aufgrund der Tatsache, dass Bad Königshofen wie erwartet genau im Niederschlagsbereich lag. Noch einige Zeit nach den Gewittern fand ich Hagelansammlungen vor, laut Bericht der Mainpost soll es sich um murmelgroße Hagelkörner gehandelt haben.
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Doch das war noch nicht alles. Dass die Luftmasse nach wie vor explosiv war, zeigten diese massiven Quellungen samt Pileus-Hauben, die sich im Bereich der nach Osten / Südosten abziehenden Gewitter formierten und so den für mich krönenden Abschluss des Gewittertages bildeten (zu schade jedoch, dass ich die letzte Superzelle zwischen Schweinfurt und Würzburg aus Zeitgründen nicht mehr abfangen konnte…):
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Schließlich kehrte in Unterfranken langsam Ruhe ein, während unsere Superzellen in Oberfranken sogar noch für Funnelclouds und den ein oder anderen Tornadoverdacht sorgten. Selbiges wurde auch aus Mittelfranken berichtet. So ging ein spektakulärer und gerade für Unterfranken sehr bemerkenswerter Gewittertag zu Ende.
Zur Gewitterlage mit Superzellen in Unterfranken noch ein Video:
https://www.youtube.com/watch?v=cFKAnxq00Z8Viele Grüße aus Unterfranken,
Danie für’s Team.
