Servus zusammen!
Die Stormchasing-Saison 2013 ist vorbei, der Herbst hat bereits seine ersten Grüße zu uns geschickt. Zeit also, noch einmal einen Blick auf das Erlebte in diesem Sommer zu werfen, aus Sicht von uns unterfränkischen Sturmjägern.
Beginnen wir mit dem
15. Mai 2013:
An diesem Tag sollte die Gewittersaison 2013 auch in Unterfranken endlich ihren würdigen Anfang finden, mit einem dicken Paukenschlag. Am frühen Abend zog aus süd-südwestlicher Richtung ein starkes Gewitter heran, welches zunächst das südliche Unterfranken und dann vor allem die Gebiete südöstlich und östlich von Würzburg bis hinauf nach Schweinfurt beschäftigen sollte. Ich traf mich mit Chasing-Kollege Simon bei Versbach, wo wir auf einer Anhöhe das Gewitter auf uns zuziehen ließen. Dieses machte sich mit spektakulären Blitzeinschlägen, Donnergrollen und einer markanten Böenfront bereits bemerkbar:
1.
2.
3.
Es folgten neben kräftigen Windböen zahlreiche Blitzeinschläge, teils Naheinschläge und auch positive Erdblitze, sowie starker Regen. Laut diverser Meldungen soll es lokal wohl auch Hagel gegeben haben. Der Niederschlagskern des Gewitters war durchaus massiv, sodass wir nicht direkt hineinfahren wollten. So verfolgten wir das Gewitter über Estenfeld und Kürnach bis nach Ober- und Unterpleichfeld östlich von Würzburg, wo wir stellenweise große Wasseansammlungen auf Feldern vorfinden konnten. Unser Sturmjagd Unterfranken Kollege Dominik aus Ochsenfurt war zur gleichen Zeit im südlichen Unterfranken unterwegs und konnte dort beobachten, wie Wasser die Straßen hinunterströmte.
Das Video zum Gewitter:
http://www.youtube.com/watch?v=P7ccmCOcG-IDas obige Blitzfoto - ein purer Zufallstreffer - schaffte es auch in die Lokalzeitung Mainpost und führte dazu, dass sich die Mainpost genauer für mein Hobby interessierte:
4.
Was noch keiner ahnte: der ohnehin unterkühlte Sommerstart sollte dazu führen, dass dieses Gewitter für längere Zeit das einzig Spannende am unterfränkischen Himmel gewesen sein wollte... stattdessen ging es sehr kühl und vor allem sehr nass weiter. Uns allen sind die Bilder des verheerenden Hochwassers in vielen Landesteilen noch in Erinnerung. Auch in Würzburg blieb man vom Hochwasser nicht verschont, glücklicherweise fiel dieses aber bei uns längst nicht so heftig aus und der Hochwasserschutz leistete wieder sehr gute Arbeit.
5.
6.
Erst am
20. Juni 2013 kam in Sachen Gewitter wieder Spannung auf, als eine brisante Unwetterlage ins Haus stand. Aber wie es der Teufel so will, kann man als Sturmjäger eben nicht immer nur Glück haben... Bereits am frühen Nachmittag fing unser Chasing sehr hektisch an, als - früher als wir es erwartet hatten - westlich von Würzburg ein heftiges Gewitter hochging. Bis wir uns alle an unserem Treffpunkt eingefunden hatten, wehte uns ein stürmischer Wind um die Ohren und das Gewitter brachte Unwetter im Landkreis Main-Spessart. Also mussten wir es von dannen ziehen lassen und dabei zusehen, wie von den Niederlanden bis nach Ostbayern die Gewitter hochgingen. Erst nach längerem Warten tat sich auch wieder aus südlicher Richtung etwas. Doch es war wie verhext: unsere Jagd führte uns bis nach Neustadt an der Aisch in Mittelfranken, doch alles was wir ansteuerten zerfiel vor uns, zog vorbei oder verstärkte sich erst weiter östlich von uns. Langsam kam wirklich Frust auf... also positionierten wir uns schließlich auf dem Frankenberg bei Uffenheim, um wenigstens noch die aus Südwesten aufziehende Kaltfront abzufangen:
7.
Das Spektakulärste an diesem Abend war jedoch der Sonnenuntergang:
8.
9.
Die Front machte bald durch häufiges Wetterleuchten auf sich aufmerksam, doch letztenendes mussten wir feststellen, dass wir wieder falsch standen, denn: wie von Geisterhand zerfiel die zunächst Hoffnung machende Front vor unserem Standpunkt und legte rund 40 Kilometer weiter - bei Würzburg, unserem Ausgangspunkt - nochmals so richtig los. Für uns gab es somit nur
entfernte Blitze, starken Wind, ein wenig Regen und als Gratis-Zuschlag noch rund 20 Mückenstiche dazu.
10.
Vor lauter Ehrgeiz - oder aus schierer Verzweiflung? Man weiß es nicht... - jagten wir der Front noch bis nach Unterpleichfeld / Burggrumbach hinterher, in der Hoffnung wenigstens noch an der abziehenden Front ein paar Blitze einfangen zu können. Aber auch hier galt: vergebene Liebesmühen... nur spürbar kalt war es geworden.
Es folgte eine neue "Dürreperiode" in Sachen in Gewitter, denn jetzt setzte sich den
Juli hindurch erst einmal wochenlanges schönstes und vor allem heißes Sommerwetter durch. Dabei passt der Begriff "Dürre" auch hier ganz gut, denn die Trockenheit nahm schon unschöne Ausmaße an (welch ein Kontrast zum Hochwasser im Monat davor!). Leider kam es dabei auch im Raum Würzburg zu Flurbränden.
11.
12.
So langsam dachte man schon ernsthaft daran, die Gewittersaison für dieses Jahr abzuschreiben. Doch ab Ende Juli wollte es Mutter Natur nochmal richtig wissen.
Am
24. Juli 2013 gab es endlich mal wieder einen Anlass, auf Sturmjagd zu gehen. So führte uns das Chasing an jenem Tag diesmal auf einen Weinberg am Südrand von Würzburg, oberhalb von Randersacker. Dort beobachteten wir, wie ein starkes Multizellen-Gewitter für mächtige Turbulenzen sorgte. Das Stadtgebiet von Würzburg bekam zwar auch stürmischen Wind und Regen ab, jedoch ging es vor allem südlich von Würzburg ordentlich zur Sache, mit Sturm, heftigem Starkregen und nach User-Meldungen auf unserer Facebook-Seite auch zu Hagel. Begleitet wurde das Ganze von zahlreichen Blitzeinschlägen. Bei Überquerung des Maintals erfuhr das Gewitter offensichtlich nochmal eine Verstärkung, denn die Blitzrate nahm stark zu mit Naheinschlägen und bis in die Dettelbacher Gegend muss es dann auch lokal begrenzt zu starken Downbursts gekommen sein, da dort diverse Felder Sturmschäden davongetragen hatten.
13.
14.
In Randersacker lief teilweise Wasser in Keller, in Eibelstadt hatte es Gullydeckel hochgedrückt:
15.
Lokal begrenzt - wie hier bei Dettelbach - fanden wir teilweise komplett plattgedrückte Maisfelder vor. Hier müssen Downbursts am Werk gewesen sein...
16.
Das Video dazu:
http://www.youtube.com/watch?v=xuE5QQ3_4oENur einen Tag später, am
25. Juli 2013, kam es erneut zu einem spontanen Chasing. In Baden-Württemberg formierte sich ein kräftiges Gewitter, welches Kurs auf das südliche Unterfranken nahm. Leider bleib keine Zeit, sich im Team zu treffen, sodass Dominik und ich das Gewitter aus zwei unterschiedlichen Perspektiven im Bild festhielten, während Simon uns seine Boebachtungen aus Estenfeld schilderte, wo sich eine Zelle bei Dettelbach optisch wie auch akustisch bemerkbar machte. Dominik verfolgte das Gewitter südöstlich von Ochsenfurt, zwischen Gnodstadt und Unterickelsheim:
17.
18.
19.
Sein Video dazu:
http://www.youtube.com/watch?v=W1SrDnseRIkIch verfolgte das Gewitter bis kurz vor Wiesentheid, wo sich mir turbulente Strukturen, starker Wind und ein böse aussehender Niederschlagskern boten:
20.
21.
Immer wieder formierten sich neue Niederschlagskerne:
22.
Ich fuhr dann Richtung Dettelbach, um die Zelle dort noch einzuholen. Letztlich fuhr ich hindurch und konnte in der Nähe von Volkach das Gewitter samt Regenbogen über das Maintal abziehen sehen:
23.
Am Abend zeigte sich im Lichte des Sonnenuntergangs noch eine dicke Gewitterzelle über Hessen:
24.
In der Nacht auf den
28. Juli 2013 brachte ein Nachtgewitter ein paar schöne Blitze mit:
25.
Am 28. Juli selbst stand wiederum eine neue Unwetterlage an und unser Team plante somit für diesen Tag ein Chasing ein. Diesmal begleiteten uns zwei Reporter vom Bayerischen Rundfunk (Radio und TV). Wir erwarteten die größten Chancen auf Action wieder einmal im südlichen Unterfranken bzw. Richtung Mittelfranken. Also fuhren wir zu unserem bekannten Aussichtspunkt bei Uffenheim, den Frankenberg. Auf dem Radar zeigte sich erste Aktivität über Baden-Württemberg, und ob der nordöstlichen Zugrichtung empfanden wir den Frankenberg mit seiner tollen Fernsicht als lohnenswerte Option. Im Gegensatz zum 20. Juni sollte sich diese Entscheidung diesmal als goldrichtig erweisen.
Dort angekommen - es war mittlerweile bullenheiß und schwül geworden, nachdem es vormittags noch fast kühl und bewölkt war - gaben wir zunächst den Reportern ein paar Interviews und beobachteten derweil auf dem Radar, was sich da über Baden-Württemberg anbahnte.
26.
Zu dieser Zeit verursachte dort bereits eine monströse Superzelle ein gewaltiges Hagelunwetter, und nördlich davon entstand ebenfalls eine giftige Zelle, die unsere Aufmerksamkeit erlangen sollte, denn bald erkannten wir, dass auch wir eine Superzelle vor die Linse bekommen sollten.
Ein mächtiger Eisschirm der Superzellen breitete sich aus und starker Wind kam auf:
27.
Bald erkannten wir, dass wir absolut richtig standen: laminare Strukturen der Aufwindbasis der Superzelle wurden erkennbar, immer wieder schlugen fette Erdblitze - zumeist positive - in den Boden ein, über uns kamen Mammati zum Vorschein und gleichzeitig sollte auch der Niederschlagskern samt Hagel südlich an uns vorbeiziehen. Somit konnten wir die Superzelle in Ruhe beobachten (was für ein Chaser-Glück, ausgerechnet an dem Tag, an dem uns der Bayerische Rundfunk begleitet) und es bestand kein Bedarf, den Standort nochmals zu wechseln. Außer Wind, Regen und einer Lightshow an der vorbeiziehenden Superzelle gab es keine Unwettererscheinungen auf dem Frankenberg. Weiter in Mittelfranken gab es dagegen Schäden durch Sturm, Starkregen und Hagel.
28.
29.
Erst später erfuhren wir, dass es im Bereich von Gewittern auch in Würzburg zu schweren Sturmböen kam. Als wir zum Mainfrankenpark bei Dettelbach zurückkehrten, brachte ein Gewitter nochmals Starkregen und eine schöne Lightshow, die wir von einem erhöhten Standpunkt aus noch beobachteten und im Video festhielten. Dabei trafen wir auch auf ein Bandmitglied der Band "Partyvögel", der sich aufgrund seines großen Interesses für Gewitter das Spektakel ebenfalls nicht entgehen lassen wollte.
Hier das Video zu diesem erfolgreichen Tag:
http://www.youtube.com/watch?v=hhbU4Ob3IXgWeiter ging es mit einem stundenlang anhaltenden Nachtgewitter im südlichen Unterfranken am
04. August 2013. In Würzburg selbst machte sich dieses Spektakel hauptsächlich durch Wetterleuchten und Donnergrollen bemerkbar, während es weiter südlich mit Starkregen und kleinem Hagel noch deutlich deftiger abging. Erst in der Morgendämmerung schaffte es eine Zelle samt Regen noch nach Würzburg.
Dominik befand sich näher am Niederschlagskern und machte dort folgendes Video:
http://www.youtube.com/watch?v=2ZwMSaLgvyMIch war am Abend bei Freunden eingeladen, sodass ich nicht nach Süden fahren konnte. Auf dem Weg nachhause - es muss bereits gegen 03 Uhr am Morgen gewesen sein - suchte ich mir einen Standpunkt an einem Feldweg zwischen Lengfeld und Estenfeld, denn nach wie vor blitzte es im Süden munter vor sich hin. Dort machte ich dann folgende Bilder:
30.
31.
32.
Nach etwa einer Stunde Lightshow genießen fand dann auch ich endlich mal den Weg ins heimische Bett...
Mit diesem Nachtgewitter hatte der August schon einen ordentlichen Gewittereinstand für den Monat geliefert, doch am
06. August 2013 sollte der wohl größte Paukenschlag für uns Unterfranken dieser Saison kommen (und zugleich das vorzeitige Saisonende, leider...). Am diesem Tag deutete sich eine neue Unwetterlage an. Dominik, mein Kumpel Thomas und ich fanden uns zu einer neuen Gewitterjagd ein, während Simon leider verhindert war und uns somit seine Eindrücke direkt aus Würzburg schildern musste. Unser Treffpunkt war zunächst einmal wieder der Mainfrankenpark (da zentral gelegen hinsichtlich diverser Anbindungen an Bundesstraßen und Autobahnen). Nachdem es zunächst fast nach einem Revival vom 20. Juni aussah, formierte sich plötzlich über Baden-Württemberg eine giftige Squall-Line, die voll auf uns zu hielt. Also machten wir uns geschwind auf den Weg zum Grenzgebiet zwischen Baden-Württemberg und Bayern südwestlich von Würzburg, da wir die Hoffnung hatten, bei Gerchsheim nah dran am Geschehen sein zu können. Kaum dort angekommen, suchten wir uns einen Aussichtspunkt auf einem Feldweg und wurden bereits von Donnergrollen und ersten Regentropfen begrüßt. Es dauerte nicht lange, da wurde eine Böenfront erkennbar und der Niederschlagsbereich nahm sogar eine teils grünliche Färbung an. Die Front überrollte uns schnell samt schwerem Sturm, Starkregen und üblen Blitzeinschlägen (einer davon war wirklich sehr nah...). Im Nachhinein betrachtet hätten wir auch gleich in Würzburg bleiben können, denn dort schlug das Unwetter - wie überall in Unterfranken - ebenfalls voll zu mit Spitzenböen bis zu 102 km/h, die Schäden anrichteten. Darüber hinaus kam es zu Feuerwehreinsätzen aufgrund von Blitzeinschlägen. Auf der Wasserkuppe in der Rhöen wurden sogar Orkanböen bis 140 km/h registriert! Bäume stürzten um, Äste wurden heruntergrissen, Bauzäune und Absperrungen wurden umgeweht. Mit einem gewaltigen Eisschirm zog das System ab, während man nach Süden hin sogar von Würzburg aus neue Quellungen am Südende der Squall-Line (das Südende befand sich Richtung Allgäu!) beobachten konnte. Zum Abschluss des Tages gab es noch einen genialen Sonnenuntergang samt Nebelfetzen über den Hügeln.
33.
34.
Folgende Bilder machte Dominik:
35.
36.
37.
38.
Die abziehende Front:
39.
Der Sonnenuntergang danach:
40.
41.
Einige der Sturmschäden:
42.
43.
44.
45.
46.
Videos zum Unwetter (man beachte vor allem die Naheinschläge darin):
Mein Video:
http://www.youtube.com/watch?v=V4-hHsBc4HQDominiks Video:
http://www.youtube.com/watch?v=1-dQ0j5M6zUIm September hat es bis auf Regen und einen Donner leider keinen vernünftigen Saisonabschluss in Unterfranken gegeben, sodass der Rückblick über die Stormchasing-Saison 2013 in Unterfranken mit dem Unwetter Anfang August bereits endet. Und weil es so schön ist, habe ich für unser Team auch noch einen Trailer über die diesjährige Stormchasing-Saison in Unterfranken erstellt, zu finden unter folgendem Link:
http://www.youtube.com/watch?v=8ZOCZ3lKZTcAlles in allem kann man festhalten:
Phasenweise gab es erstaunlich wenige Gewitter, doch wenn sie mal in Unterfranken zuschlugen, fielen sie in den meisten Fällen tatsächlich heftig aus mit diversen unwetterartigen Erscheinungen in der Region. Dabei können wir unterfränkischen Sturmjäger durchaus auf eine Reihe schöner Erfolge und eindrucksvolle Gewitter dieses Jahr zurückblicken. Bleibt zu hoffen, dass die Saison 2014 ähnlich Spektakuläres bieten wird.
Beste Grüße,
Daniel, Dominik, Simon - das Team von Sturmjagd Unterfranken.