Servus zusammen!
Mittwochabend, mitten in der Region Tauberfranken: Sturmjagd Unterfranken befindet sich voll im Geschehen, als heftige Gewitter durch die Region ziehen. Am Ende versagt der Frontscheibenwischer…
Es war für uns das bislang wohl spannendste Chasing der noch jungen Gewittersaison 2014. Am frühen Abend traf ich (Daniel) mich in Begleitung eines Kumpels mit meinem Teamkollegen Dominik, um die Lage zu besprechen. Die Prognosen versprachen einige Gewitter in unserer Region, die wir natürlich nicht verpassen wollten. Relativ schnell zeigte sich anhand des Regenradars und eines mit bloßem Auge erkennbaren dicken Cumulonimbus in südlicher Richtung, dass Rothenburg ob der Tauber die beste Adresse für den Abend sein sollte. Also ging es rauf auf die A7, bis wir in Rothenburg ob der Tauber zwei dicke Gewitterzellen samt Starkregen- und Hagelkernen vor uns hatten, aus denen es bereits rege flackerte und grummelte.
1. Der Kern nördlich von uns, der uns schon bald in Wallung bringen sollte…
2. Der zweite Kern im Süden:
Zunächst dachten wir, dass wir noch den augenscheinlich stärkeren Kern südlich von uns besonders beobachten sollten, doch schnell war klar, das die nördliche Zelle für uns wesentlich interessanter werden sollte.
Der Niederschlag verstärkte sich, die Strukturen wurden turbulenter, es flackerte und grummelte nahezu ununterbrochen…
3. In der rechten Bildhälfte erkennt man bei genauem Hinsehen, dass sich sogar ein kleiner Wolkenblitz genau im Moment des Fotografierens ins Bild geschlichen hat:
Eigentlich hatten wir mit unserer Kollegin Natalie vereinbart, dass wir uns in Rothenburg ob der Tauber treffen würden. Doch daraus wurde leider nichts. Denn: ein gewaltiger und vermutlich positiver Erdblitz, der direkt vor uns die Hügel einschlug (siehe Video) veranlasste uns, schnellstens ins Auto zurückzukehren (Sicherheit geht vor) und weiterzufahren.
4. Wir fuhren ein kleines Stück auf die Zelle zu und bestaunten den dichten Niederschlag, während es nach wie vor flackerte und grummelte und auch außerhalb des Niederschlags der ein oder andere Erdblitz einschlug:
Schließlich kam uns der Kern zu nahe und wir beschlossen, uns nach Westen zu verlagern. Dabei kamen wir kurzzeitig in den Randbereich des Niederschlags hinein, in dem es zu Starkregen und auch kleinem Hagel kam. Ab jetzt wurden die Sturmjäger zu den Gejagten!
5. Bei Adelshofen machten wir Halt und beobachteten die bedrohliche Kulisse. Dominik hielt den Hagelkern im Bild fest:
6. In der Ferne brodelte es weiter und ein neuer Cumulonimbus kam zum Vorschein:
7. Derweil kam unser Hagelgewitter unter beständigem Grummeln und Blitzen mit bedrohlich dunklen Wolken und dichtem Niederschlagskern wieder näher:
8.
Ab jetzt trieb uns das Gewitter praktisch vor sich her und wir mussten unsere Fahrt ins angrenzende Baden-Württemberg fortsetzen.
10. Während ich fuhr und versuchte, mich in der ländlichen Region zurechtzufinden, behielt Dominik die Kulisse über uns und um uns herum im Auge:
11. Kurz hinter Queckbronn hielten wir wieder an. Mittlerweile hatte sich eine richtige Linie gebildet mit Böenfrontstrukturen:
12.
13. Das Ganze erstreckte sich auch weit nördlich von uns bis nach Unterfranken hinein:
14. Wir fuhren noch einige Meter weiter, um auf eine höher gelegene Position zu gelangen, von der aus wir das gesamte System wunderbar beobachten konnten:
15.
16. Direkt über unseren Köpfen ging es derweil richtig turbulent zur Sache:
17. Natalie zog es unterdessen vor, keinen Corepunch zu wagen und beobachtete das Geschehen von Uffenheim-Langensteinach an der A7 aus:
18.
Dann bemerkten wir, dass sich ein dicker und sehr dichter Niederschlagskern unserer Position näherte; es flackerte und donnerte am laufenden Band im Bereich dieses Kerns und durch die helle Färbung war klar, das dort jede Menge Hagel im Gepäck gewesen sein musste. Bald konnte man sogar eine etwas grünliche Färbung wahrnehmen...
19.
20. Unterdessen der Blick in nördlicher Richtung:
21.
22.
23.
24. Dann fing es in den Outflow-Strukturen über uns zeitweise auch noch an ein wenig zu rotieren, während uns der kühle Outflow entgegen geweht kam:
25.
26. Die Zelle kommt uns immer näher…
27. Um nicht mitten hinein zu geraten, stiegen wir wieder ins Auto, um weiter Richtung Tauberrettersheim zu fahren. Dominik hielt noch ein letztes Mal die Kamera drauf:
Wir fuhren über Tauberrettersheim weiter hinaus Richtung Bütthard, machten zunächst aber noch einmal einen Zwischenstopp irgendwo zwischen Feldern, Waldstücken, Bäumen und Bauernhöfen. Das System war mittlerweile deutlich outflow-dominant, es wehte ein böiger und kalter Wind aus dem Gewitter heraus, in dessen Bereich man aber immer noch helle, dichte Niederschlagsvorhänge und reges Blitzen (vielfach Erdblitze, z.T. wohl auch positiv) samt kernigem Donner beobachten konnte...
28.
29.
Es war klar, dass wir uns früher oder später überrollen lassen mussten, also fuhren wir ein Stück weiter und fanden an einem nahegelegenen Waldrand einen Waldweg, auf dem wir parkten. Kurz zuvor sahen wir nach Westen hin diese turbulenten Wolkenfetzen, in denen einige Bewegung enthalten war:
30.
31.
Dass sich dort schon in Kürze einer neuer starker Niederschlagskern bilden sollte, der uns das Finale furioso unserer Tour bringen würde, wussten wir da noch nicht…
32. Aufziehendes Gewitter bei Sonnenuntergang:
Dann ließen wir das Gewitter erst einmal heranziehen und schauten, was so passieren würde. Immer wieder blitzte und donnerte es, der Regen war jedoch nur leicht. Offenbar hatten uns die stärksten Kerne verfehlt und wir vermuteten diese nun weiter im Süden…
…dachten wir! Denn als wir beschlossen, weiter nach Süden zu fahren, sahen wir westlich von uns nur noch eine einzige Niederschlagswand und wurden direkt vom ersten krachenden Erdblitz begrüßt! Ab jetzt war es für uns nur noch ein Spießrutenlauf: Wir fuhren weiter Richtung Bütthard (östlich von Lauda-Königshofen) und waren gezwungen, durch den Kern zu fahren. Es kam zu Starkregen und wiederum kleinkörnigen Hagel, stellenweise strömten braune Wassermassen von den Feldern auf die Straße, rings herum schlugen die Blitze in nächster Nähe ein! Einige Sequenzen davon sind im Video zu sehen. Kurz vor dem Ort Vilchsband (in der Nähe von Bütthard) war schließlich Schluss für uns: vor uns zuckten reihenweise krachende Erdblitze in den Boden (siehe Video) und ungünstiger Weise fiel nun auch noch der Frontscheibenwischer aus. Das macht natürlich keinen Spaß im Regen und wir hatten großes Glück, dass es nicht kurz vorher inmitten des Niederschlagskerns passiert war. So parkten wir nun in einem Feldweg und später, als der Regen etwas nachgelassen hatte, in Vilchsband, wo sich das Problem von alleine wieder behob und wir schließlich auch noch auf unsere Kollegin Natalie trafen.
Natalie hat aus einiger Entfernung übrigens noch diese Blitzaufnahmen gemacht:
33.
34.
35.
Hier nun das Video zur Gewitterjagd (danke an dieser Stelle auch nochmal an meinen Kumpel Thomas für die eifrigen Filmdienste):
http://www.youtube.com/watch?v=9oU_418bywkZu diesem Chasing bin ich (Daniel) auch von UWN Reportline interviewt worden, zu finden hier:
http://reportline.de/?p=71Dies war definitiv die bisher spannendste und ereignisreichste Chasingtour dieser Saison und aufgrund der Tatsache, dass es erst Ende April war, waren wir von der Heftigkeit dieser Gewitter wirklich überrascht. Schon am nächsten Tag sollte es für uns weitergehen…
Zum Schluss die Radarbilder zur Veranschaulichung; man beachte vor allem die jeweils starken Niederschlagskerne im Grenzbereich von Bayern und Baden-Württemberg:
QUELLE: http://www.wetteronline.deViele Grüße aus Unterfranken!