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BeitragVerfasst: So 23. Jun 2013, 13:29:03 
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Servus zusammen,

hier nun der kurze Bericht zum Chasing, dass trotz einer vielversprechenden Gewitterlage sein Potenzial irgendwie nicht so richtig entfalten wollte. So kann man bereits jetzt ein Fazit ziehen: das Aufregendste war ein wunderschöner Sonnenuntergang, Wetterleuchten in der entfernten Front (beides von einem herrlichen Aussichtspunkt aus beobachtet), ein beeindruckender positiver Erdblitz (natürlich, als die Kameras ausgeschaltet waren), eine heftige Stechmücken-Attacke, und die Erkenntnis, dass man im Zweifel am besten doch lieber vor Ort stehen bleibt, anstatt durch die Lande zu fahren und am Ende auch noch das finale Ereignis zu verpassen. Alles in allem war es aber dennoch ein schöner Tag, das Team hatte auch so seinen Spaß, man muss eben immer das Beste draus machen! ;)

Das Ganze begann bereits am frühen Nachmittag sehr "stürmisch" (im wahrsten Sinne des Wortes), als unvermittelt westlich von Würzburg eine giftige Zelle entstand und im weiteren Verlauf der Main-Spessart-Region ein Unwetter samt Hagel, Sturm etc. bescheren sollte. Ich hatte bereits mit den Chaserkollegen Dominik aus Ochsenfurt und Simon aus Estenfeld abgesprochen, dass man sich im Laufe des Tages irgendwo im Raum Würzburg trifft, um von dort aus (Würzburg liegt ja relativ zentral, was die Anbindung in alle Richtungen angeht) bei Bedarf losfahren zu können. Allerdings rechneten wir erst später am Tag wirklich mit Action. Tja, da war sie also, die Zelle des Tages westlich von WÜ, aber da wir das zu spät realisiert hatten (ich war vorher noch privat unterwegs und wollte dann auch erst noch meinen Kumpel Thomas abholen, der ebenfalls bei der Jagd dabei sein wollte), fand sich das Team erst zu spät zusammen und wir mussten den Spessart-Brummer ziehen lassen. Ärgerlich, denn das wäre wahrscheinlich die Zelle des Tages gewesen.

1. Standort IKEA Würzburg - Blickrichtung Ost-Nordost - nachdem uns ein stürmischer Wind um die Ohren geblasen hatte und es zwischenzeitlich zugezogen hatte, lockerte es nun wieder auf und man konnte diffus den Schirm der abziehenden Zelle sowie neben ihr neue Quellen erkennen:
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2. Derweil entstanden neue Zellen weit im Südosten (dass diese Entwicklungen für uns auch noch einen Grund zum Aufregen geben sollten, hatten wir zu diesem Zeitpunkt noch verdrängt...):
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3. Standortverlagerung nach Kürnach - ein toller Blick nach Osten; mittlerweile sahen wir auf dem Radar, dass sich von Holland bis Thüringen eine praktisch durchgehende Linie entwickelt hatte; östlich bzw. südöstlich davon schossen ebenfalls immer neue Zellen hoch. Wir erkannten, dass Oberfranken und die Oberpfalz das Gewitterlos für den Tag gezogen hatten. Langsam machte sich etwas Verwunderung und Ärgernis breit... wobei die Menschen in diesen Regionen ob der unwetterartigen Ausmaße auch irgendwo wieder nicht zu beneiden waren, das muss man klar sagen.
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Damit war jetzt erst einmal Leerlauf angesagt. Also fuhren wir in den Mainfrankenpark und ließen uns im BK nieder, um bei einem schmackhaften "Nachmittagsmahl" und in authentisch amerikanischer Stormchasing-Atmosphäre die Lage am Laptop mitzuverfolgen und weiter zu beraten, was wir tun. Erst am späten Nachmittag zeigten sich auf dem Radar neue Entwicklungen im Süden, die sich auf den Weg nach Norden machten. Dabei hatten wir zunächst eine Zelle über BaWü im Visier. Doch auch hier holte Mutter Natur wieder den Mittelfinger raus und die Zelle löste sich auf, bzw. auf die Würzburger Region zog nichts als skaliger Regen zu. Danke, aber nein Danke. Derweil hatte das System über Schwaben starke Echos aufzuweisen, die trotz eines drohenden Ausscherens nach rechts zunächst in insgesamt durchaus akzeptabler nördlicher Richtung zu ziehen schienen. Also packten wir - vom Ehrgeiz gepackt - unsere Ausrüstung und machten uns auf den Weg Richtung Mittelfranken, in der Hoffnung dort endlich mal etwas mehr vor die Linse zu bekommen. Nach mehreren Zwischenstopps bot sich uns bei Langenfeld in der Nähe von Neustadt an der Aisch folgendes Bild:

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Wie man sieht, sieht man nicht all zu viel auf dem Bild. Eine relativ strukturlose und sich abschwächende Zelle sorgte für mehrfaches Blitzen (weshalb wir die Kameras herausgeholt hatten, weil wir die Hoffnung einfach nicht aufgeben wollten...). Dann setzte Regen ein, und wir machten uns auf nach Neustadt an der Aisch, um dort endgütlig die Jagd auf das anvisierte System abzubrechen. Langsam machte sich etwas Ernüchterung breit... und der Blick auf's Radar ließ einmal mehr Schaum vor dem Mund entstehen: unser anvisiertes System scherte nach rechts weg, derweil verstärkte sich der ganze Komplex bei Nürnberg neu, und - wieder einmal, als hätte es dort noch nie ein Gewitter gegeben - schossen neue Zellen über Oberfranken und der Oberpfalz hoch. Danke für's Gespräch...

Wir beschlossen also den Weg wieder zurückzufahren, Dominik hatte einen Aussichtspunkt zwischen den Ortschaften Reusch und Ippesheim unweit von Uffenheim parat, den er uns zeigen wollte. Wir machten einen kurzen Zwischenstopp, denn weit im Südwesten entfernt sahen wir die hochreichenden Wolkentürme der herannahenden Front, das wollten wir also entsprechend kurz abklären.

6. Derweil zog das alte System ab. In dieser Richtung schoss der positive Erdblitz in einiger Entfernung zu Boden - optisch wie auch soundtechnisch ein reizvolles Schmankerl. Ich wünschte ich hätte ihn auf Video. Aber wenn sonst kaum etwas passiert, rechnet man ja erst recht nicht mit so einem Blitz; da sieht man mal wieder, dass man immer mit so etwas rechnen rollte.
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Also machten wir uns nun zu besagtem Aussichtspunkt auf. Und wow - was für ein Ausblick... einfach toll. Wie weit man da genau blicken konnte wage ich nicht einzuschätzen, das weiß Dominik vielleicht besser, aber mindestens 40 Kilometer waren es bestimmt. Nicht schlecht für unsere Region.

7. Ein dezenter Regenbogen am alten System, im Abendlicht der untergehenden Sonne:
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8. Wir blicken nach Südwesten - und Hoffnung keimt wieder auf: weit entfernt sieht man die Kaltfront heranziehen. Zu diesem Zeitpunkt zogen die Gewitter gerade aus dem Schwarzwald heraus weiter nach Nord-Nordost:
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Das absolute Highlight an diesem Abend aber war ganz klar der Sonnenuntergang - herrlich! (Während andere Shelfclouds, Superzellen, und was weiß ich als ihr Highlight des Tages bezeichnen konnten... irgendwie ungerecht; aber wer die einfachen Dinge im Leben nicht zu schätzen weiß, hat Höheres gar nicht verdient ;) ).

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Dann kam auch langsam die Front näher und machte durch häufiges Aufblitzen auf sich aufmerksam. Nachdem wir zunächst vergeblich an einer entfernten Neubildung im Osten versucht hatten, ein paar Blitze einzufangen, richteten wir unsere Kameras wieder auf die Front. Eine interessante Stimmung kam auf - entfernte Erdblitze wurden sichtbar, und es zeichnete sich eine shelfcloud- / böenfrontartige Struktur ab. Wir dachten schon, jetzt käme endlich der Lohn für das Ausharren den ganzen Tag über, und wir hätten den Logenplatz dafür bekommen (zu diesem Zeitpunkt hatten wir bereits erheblich mit einer überraschenden Stechmückeninvasion zu kämpfen, weiß der Teufel wo diese Drecksviecher auf einmal hergekommen sind...).

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So, und wer jetzt glaubt, dass gleich noch bessere und eindrucksvollere Blitzfotos kommen..... denkste. Denn auf einmal mussten wir feststellen, dass uns Mutter Natur wieder eine Klatsche verpasste. Das, was direkt auf uns zugezogen war, war auf dem Radar plötzlich nicht mehr existent (das sahen wir auch zu spät, da wir uns ob der sichtbar aufziehenden Front dachten " so, jetzt machen wir mal Old School und gucken nicht auf's Radar"), und das einzige, was uns noch erhalten blieb, war die shelfartige Struktur über uns. Die Front blitzte nur Richtung Hessen weiter (und ab und zu noch weiter südlich, aber das auch nicht mehr lange). Zu allem Überfluss gab es dann auch ganz plötzlich noch Neuentwicklungen. Und wo?! Nein, nicht bei uns. Sondern bei Würzburg! Natürlich! Einmal, wenn man nicht dort ist, gibt es dort Neuentwicklungen, und sonst wenn man zuhause ist und auf Gewitter hofft, blitzt es wieder genau in der Gegenrichtung. Das konnte doch alles nicht wahr sein... Kann man sich so verzocken?! Wie sich herausstellte, wurde Würzburg nicht voll getroffen. Es sei kurz aber heftig zur Sache gegangen, wie meine Eltern meinten, mit starkem Wind und Starkregen. Es war - zum zweiten Mal an diesem Tage - die Main-Spessart-Region, die den Treffer abbekam. Leider diesmal auch mit einem Verletzten auf einem Campingplatz. Wären wir also den ganzen Tag über einfach bei Würzburg geblieben, wären wir zumindest beim finalen Akt günstiger positioniert gewesen. Aber hellsehen kann halt auch keiner. Und da wir uns gut 40 Kilometer von Würzburg entfernt befanden, war es auch unmöglich schnell genug zu reagieren und das Ding einzuholen. Wir fuhren dennoch nach Würzburg zurück und weiter bis nach Unterpleichfeld / Burggrummbach, um dort wenigstens an der abziehenden Front noch was einfangen zu können. Aber auch das bieb uns selbstverständlich verwehrt...

Was für ein Fazit können wir also - viele gefahrene Kilometer und gute 20 Mückenstiche später - ziehen? Es kann nicht immer gut laufen... jeder Chaser muss auch mal ins Klo langen und mit einem schlechten Tag, wo es nicht läuft, zurecht kommen. So passiert es nun mal, und Mutter Natur macht, was sie will. Ein paar Streifen lagen auch am großen unwetterträchtigen 20.06.2013 außerhalb der Action. Und diese Streifen haben wir gut abgedeckt... ;) Aber was soll's, wir hatten dennoch einen schönen Tag, das gemeinschaftliche Erlebnis war einfach schön, man hat endlich mal wieder viel von unserem schönen Lande gesehen, und ich hatte nach der bestandenen Magisterprüfung endlich mal die Gelegenheit, wieder meinem Hobby zu fröhnen. Bleibt zu hoffen, dass die nächste Gewitterlage sich nicht zu lange Zeit lässt, und wir beim nächsten Mal erfolgreicher sind. Wenigstens blieben uns die Hagelcores erspart; einem befreundeten Ehepaar von mir bescherte das Hagener Hagelunwetter leider einen Hagelschaden am Auto. Und: das nächste Mal lange Kleidung anziehen oder wenigstens ein Spray gegen Mücken mitnehmen...

Beste Grüße, auch im Namen meiner Mitstreiter Dominik, Simon und Thomas,
Daniel.

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Verfasst: So 23. Jun 2013, 13:29:03 


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BeitragVerfasst: So 23. Jun 2013, 14:15:48 
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Servus Daniel,

das passiert halt manchmal, dass man "ausgeschmiert" wird.... hab ich hier durchaus auch schon erlebt. Aber immerhin habt ihr ein paar nette Blitze zu sehen bekommen, ist ja doch besser als nichts. Danke fürs Zeigen! :zustimm:

Alles Gute

Max

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Es gibt immer zwei Gründe für eine Entscheidung, nämlich eine offizielle und eine tatsächliche. Manchmal sind beide gleich, aber oft unterscheiden sie sich weit von einander.


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BeitragVerfasst: So 23. Jun 2013, 14:42:39 
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Hallo Daniel und Team,

Das ist echt bedauerlich das euch da Mutter Natur quasi an der Nase herumgeführt hat, da hätte man sicherlich mehr erwarten können. Aber dennoch schöne Erdblitze habt ihr da erwischt und auch der Regenbogen samt Sonnenuntergang hat doch was für sich. Danke fürs zeigen! :zustimm:

Viele Grüße

Georg

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"Deus mare, Friso litora fecit" Gott schuf das Meer, der Friese die Küste.

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BeitragVerfasst: So 23. Jun 2013, 16:19:12 
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Gehört halt zum Leben eines Chasers. :D
Trotzdem hast du doch wieder ein paar schöne Bilder mitgebracht!


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BeitragVerfasst: Mo 24. Jun 2013, 12:44:10 
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Servus Daniel,

dein Thread hats auf die rechte Leiste der Titelseite der Homepage geschafft, bei den weiteren Threads aus dem Forum!

Alles Gute

Max

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