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BeitragVerfasst: Mi 29. Apr 2009, 20:43:44 
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Hallo Zusammen,


ich habe mir mal gedacht das man alle stärksten Gewitter Ereignisse Deutschlands in einen Thread zusammen fassen könnte.
Also in diesen Thread könnt ihr Berichte von den stärksten Gewitterereignissen die in Deutschland passiert sind herreinschreiben.Ich meine wirklich die stärksten also jetzt keine Gewitter die Unwetterartig waren, mit 50mm regen und lokalen Überschwemmung ,sondern wirkliche heftige Unwetter wie in etwa das Hamburger Unwetter oder den Gewitter Cluster 2004 der vom Schwarzwald übers Erzgebirge gezogen ist.Ich denke auch das Dortmunder Unwetter war einzigartig und zählt dazu,aber auch andere Unwetter mir fallen grade nicht noch mehr ein waren Extrem und katastrophal.
Aber halt keine Gewitter die zwar stark waren und auch Unwetterartig,aber jedes Jahr öfter vorkommen,sondern wirklich nur die ,die außergewöhnlich waren,bzw katastrophal !
Ich fände es auch sehr interessant wenn man z.B. noch Blitz Karten von den Ereignissen hat,oder sogar die Wetterlage mit Karten beschreiben könnte.
Auch andere Informationen sind natürlich sehr interessant.



________________________________________________________________________________________________________________________
Ich fang dann mal mit dem Dortmunder Unwetter an,da ich es ja miterlebt hatte.
Leider konnte ich keine Bilder machen,aber hier mal ein paar berichte Videos und Links:



Das Dortmunder Unwetter zog am 26.7.08 über Dortmund hinweg.Besonders der Westen und südwesten waren sehr davon betroffen.Um 2Uhr schaute ich nach den Quellungen und sah nur das sich eine Zelle über Bochum etwas verstärkt hatte und das sich eine etwas größere Quellwolke im südOsten bildete,aber hab mir dabei nichts gedacht,denn so etwas gab es auch schon davor mal.Um 14:30Uhr schaute ich noch mal nach und sah,dass sich ein kleiner Fallstreifen gebildet hatte,aber noch keine Blitze.Ich dachte vielleicht bekommen wir eine kleine Zellen mit nur minimalen Regen,aber es kam ganz anders.Um 14:45Uhr schaute ich noch mal nach und konnte es nicht glauben was ich gesehen hab.Ein riesiger Eisschirm und eine riesige Hagelfront bewegte sich auf uns zu.
Ein paar Minuten später fing es an zu hageln erst nur einzelne Körner (2cm) später große Körner und heftiger Hagel (bis zu 4,5 cm).
Der Hagel ging in 15 Minuten in heftigen regen über,der dann über eine Stunde anhielt.Zwischendurch hatte ich noch einen Wallcloud und sogar einen Funnelcloud gesehen.Zu einen Tornado kam es dann zum Glück nicht,aber ich hatte das schlimmste befürchtet.
Um 19:00 Uhr hörte es dann mit dem heftigen regen auf und es tröpfelte nur noch leicht.
zu den Schäden:
Es war einfach nur katastrophal.ich wohne hier in Huckarde und damit genau an der Grenze zwischen katastrophalen Schäden und nichts.Nur 2KM Nördlich von mir hat es nur ca.40mm gegeben.Hier hat es 112mm gegeben und 4 kM südlich hatte es 203mm gegeben.
Dort in Dorstfeld wo diese 203,4mm herruntergekommen waren war es einfach nur schrecklich.Überall Überschwemmungen,umgestürzte Bäume,Hagelschäden an jeden zweiten Auto,dass im freien parkte und fast alle Keller überschwemmt.
Die aufräumtarbeiten dauerten über 1Woche,aber auch jetzt sind immernoch Schäden von Unwetter zu sehen.
Die Kanalisation war mit den Wassermassen einfach überlastet und konnte das Wasser nicht mehr aufnehmen.Die emscher war katastrophal überschwemmt und trat öfter über die Ufer als nur an einer stelle.




Hier erst einmal die Wetterlage des 26.7.08:

Bild

Bild

Bild

Bild



Hier die Radar Bilder, Links und Videos.

Hier erst mal ein Radarbild von 14:30Uhr bis 21.00Uhr von der UWZ.

http://www.meteomedia.ch/fileadmin/temp ... arloop.gif

Hier eine Karte von der Aufsummierten regenmenge von der UWZ.
http://www.meteomedia.ch/fileadmin/temp ... nkarte_nrw.

Der Pegel der Emscher:

Bild


Diese Bilder hab ich von dieser Seite:
http://www.meteomedia.ch/index.php?id=393


Hier noch mal ein Radarbild von http://www.skywarn.de
http://ruhrgebiet-wetter.de.dd5312.kass ... r/Loop.gif


So hier eine von mir entworfene Karte mit den am schlimmsten betroffenen Stadtteilen:
Bild

die Karten hab ich von:
http://www.uwz.de
http://www.wetter3.de
http://www.wetterzentral.de
http://www.skaywarn.de






jetzt noch ein paar sehr interessanten Berichte vom Unwetter:


http://www.wzforum.de/forum2/read.php?7 ... sg-1405372

http://www.meteomedia.ch/index.php?id=393

http://chasingteam-dortmund.de/index.ph ... &Itemid=72




So und nun noch Videos von Youtube:

http://www.youtube.com/watch?v=3jOjKvJ7 ... re=related

http://www.youtube.com/watch?v=c_08BcYs ... re=related

http://www.youtube.com/watch?v=msAiDZxskjw

http://www.youtube.com/watch?v=3Qnwq3RQ ... re=related

http://www.youtube.com/watch?v=RAq7M9R6 ... re=related

http://www.youtube.com/watch?v=_eObF4Lq ... re=related

http://www.youtube.com/watch?v=J72muA_N ... re=related

http://www.youtube.com/watch?v=GXKw4e86 ... re=related

http://www.youtube.com/watch?v=S1_1HQwf ... re=related

http://www.youtube.com/watch?v=FVVFFrl3 ... re=related

http://www.youtube.com/watch?v=lz_fUFYE ... re=related

http://www.youtube.com/watch?v=QeNeEXnK ... re=related

http://www.youtube.com/watch?v=pwLfLM_4 ... re=related

http://www.youtube.com/watch?v=7KDBq1Ba ... re=related

http://www.youtube.com/watch?v=8Ecc78ZN ... re=related

http://www.youtube.com/watch?v=yxh8a1fw ... re=related

http://www.youtube.com/watch?v=ERQTYsV7 ... re=related

http://www.youtube.com/watch?v=wyHbLEgC ... re=related

_________________
Gruß aus Dortmund.

Wetterbeobachtung mit Vantage Pro 2 seit Oktober 2008


Bild


Zuletzt geändert von Rico am Do 30. Apr 2009, 21:48:45, insgesamt 3-mal geändert.

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Verfasst: Mi 29. Apr 2009, 20:43:44 


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BeitragVerfasst: Mi 29. Apr 2009, 21:17:45 
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Servus Rico,

das ist gar keine so schlechte Idee. Da gibt's hier auch das eine oder andere Ereignis, von dem sich berichten lässt.

Besonders zu nennen wäre hier das Münchner Hagelunwetter von 1984. Das war also so, im Juli 1984 war es sehr heiß, teilweise bis gut 36 °C. An dem Tag, als das Unwetter dann kam, am 12. Juli 1984, war es schon ein bisschen kühler, nur noch um die 30 °C. In der Höhe lag allerdings noch eine tropische, sehr labile Luftschicht. Es bildete sich am späten Nachmittag nördlich des Bodensees ein Gewittercluster, der sich aufspaltete. Ein Teil zog fast direkt gegen Norden, der zweite nach Osten und er verstärkte sich. Bereits westlich von München begann es heftig zu hageln, ganze Felder wurden platt gemacht und die Ernte vernichtet. Über München schossen die Wolken dann noch mehr in die Höhe und das Hagelunwetter verstärkte sich. Es kam auch ziemlich plötzlich, und vor allem gab es keine Warnungen des Deutschen Wetterdienstes. Als es losging, saßen die Menschen z. T. noch in den Biergärten und mussten sich ganz schnell in die Lokale retten. Die Hagelkörner erreichten vereinzelt die Größe von Tennisbällen, waren aber überall mit Tischtennisballgröße ziemlich groß. Sie zogen vor allem über den Süden und das Zentrum der Stadt und dann in östlicher bis südöstlicher Richtung aus der Stadt hinaus.

Hier bei mir sah ich an dem Abend, dass es ganz schwarz aufzog. Da dachte ich mir dann schon, dass es ein ordentliches Gewitter geben würde, aber an starken Hagel dachte ich nicht, da es hier seit 1964 kein richtiges Hagelunwetter mehr gegeben hatte. Es begann dann auch ziemlich zu schütten, und es fielen einzelne Hagelkörner, aber nicht sehr große. Das Unwetter zog dann allmählich ab. Südlich von uns hatte die Wolke allerdings eine ziemlich unschöne giftiggelbgrüne Farbe, und meine Mutter sagte schon, da würde es wohl hageln. Um 22:00 Uhr hab ich dann im Radio die Nachrichten gehört, und da hieß es schon, dass es in München Hagelschaden in Milionenhöhe gegeben hat.

Am nächsten Tag war wieder Schule, und ich ging damals in München ins Gymnasium. Zu Hause war von Unwetterfolgen nichts zu sehen gewesen, aber als ich aus der S-Bahn am Isartor kam und nach oben ging, war das erste, was ich sah, ein VW Golf I mit einer eingeschlagenen Heckscheibe. Und dann waren gleich noch mehr Autos mit kaputten Scheiben da. In meiner Schule waren auch einige Scheiben zu Bruch gegangen. In der großen Mittagspause bin ich in der Isarvorstadt, wo meine Schule war, ein bisschen spazieren gegangen. Da sah ich immer wieder Scherben und Stücke von Dachziegeln rumliegen und Autos mit Dellen und kaputten Scheiben. Ich sag euch, das war heftig!

Mein Bruder war damals gerade im Krankenhaus in Neuperlach, auch da hatte es heftig gehagelt. Mein Bruder hatte einen Moment gedacht, da würde jemand Steine an die Scheiben werfen, bis er merkte, dass es hagelte. 2 Tage nach dem Hagel bin ich mit dem Auto zu meinem Bruder gefahren, und da sah ich, dass es in Trudering am schlimmsten war. Die Dächer waren alle, und zwar alle, mit Planen abgedeckt, Fenster waren kaputt, in einer metallenen Verkehrstafel gab es Dellen! Leider hab ich damals das Wetter noch nicht fotografiert. Da hätte ich bestimmt 5 Filme vollgekriegt mit Bildern.

Aus den Zeitungen habe ich dann erfahren, dass es auch Verletzte durch den Hagelschlag gegeben hat. Ein Mann soll so unglücklich durch ein großes Hagelkorn im Nacken getroffen worden sein, dass er querschnittgelähmt war. Ein alter Mann wurde von Nachbarn unter einem Lkw gefunden, wo er sich ganz verängstigt hingeflüchtet hatte und wo er sich fast nicht mehr raustraute. Es gab nur einen Todesfall, und auch den nur eher indirekt, nämlich hatte ein Mann vor Aufregung einen tödlichen Herzinfarkt erlitten, als der Hagel seine Fenster einschlug.

Ein Großonkel von mir wohnte damals in Obersendling, nicht weit vom Waldfriedhof, dem sind auch die Scheiben eingeschlagen worden. Als er einen andern Onkel von mir anrief und sagte, dass bei ihm der Hagel alles kurz und klein schlagen würde, da hat ihm der erst mal gar nicht geglaubt, und gedacht, er würde extrem übertreiben.

Wir waren hier zum Glück nicht betroffen. Als wir aber einige Tage später zu einem Verwandtenbesuch fuhren, da sahen wir, dass der Hagel kaum ein paar hundert Meter südlich vorbeigezogen war. Bei uns war nix, 500 m südlich waren die Felder niedergemäht, dass vom Mais nur noch 30 cm hohe Stumpen übrig geblieben waren, und im südlichen Nachbarort Parsdorf waren alle Dächer kaputt.

Da durch das Unwetter so sehr viele Autos beschädigt worden waren, waren zeitweise insbesondere Windschutzscheiben für Autos in weitem Umkreis ausverkauft. Sie mussten aus ganz Deutschland herangeschafft werden. Autowerkstätten, Dachdecker und Glaser waren so mit Arbeit eingedeckt, dass sie auch am Wochenende durcharbeiteten. Auch in Versicherungen wurden Überstunden gemacht, da so viele Meldungen eingingen. Der Versicherungsschaden wurde damals mit 3 Milliarden Mark beziffert (umgerechnet 1,5 Mrd. Euro, inflationsbereinigt wäre es aber noch um einiges mehr).

Ich habe noch etliches an Zeitungsausschnitten zu dem Unwetter, die ich bei Gelegenheit einscannen könnte. Da gibt's auch Bilder, ich sag's euch, da ist schon was geboten.

Hier sind noch einige Links dazu:

http://opherden.com/muenchen1984/index.htm

http://www.wetterzentrale.de/cgi-bin/we ... .pl?read=9 - besonders guter Bericht, auch mit Radarbildern.

http://opherden.com/muenchen1984/augenzeugenbericht.htm

http://www.wetterzentrale.de/cgi-bin/we ... read=95161


Das war aber nicht das erste extreme Unwetter in unserer Region. Hier gab's auch zum Beispiel 1963 und 1894 schwere Hagelunwetter. Die kommen noch dran! ;)

Alles Gute

Max

Edit: Ich hab noch mehr:

Hier ein Video von Eric Chibidziura: http://www.chibidziura.de/wetter/videos ... 84komp.mpg

Die Seite dazu von Thomas Sävert: http://www.naturgewalten.de/hagel840712.htm

http://www.versicherungsnetz.de/news/Me ... ldung=3905

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Es gibt immer zwei Gründe für eine Entscheidung, nämlich eine offizielle und eine tatsächliche. Manchmal sind beide gleich, aber oft unterscheiden sie sich weit von einander.


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BeitragVerfasst: Do 30. Apr 2009, 15:57:28 
In der Tat ein interessanter Thread. ;)
Ich versuche mal einpaar Schwergewitterereignisse in Deutschland aufzulisten, natürlich auf Vollständigkeit keine Gewähr, zumal allein die Definition der stärksten Gewitterereignisse auf den ersten Blick nicht eindeutig ist. Auch auf genauere meteorologische Aspekte möchte ich gar nicht so weit eingehen. Man kann ja auch die Ereignisse mit entsprechenden Berichten und Analysen noch verlinken. Das hier soll nur als kleine Übersicht dienen (wird noch nach & nach erweitert), spontan fällt mir ein :

- 15.08.1972 : Extremes Hagelunwetter über Stuttgart mit riesigen Hagelmengen, die talabwärts in die Stadt strömten

- 12.07.1984 : Schweres Hagelunwetter in München

- 10.07.2002 : Unwetter über Berlin mit schweren Regenfällen und Orkanartigem Sturm direkt über der Stadt

- 29.07.2005 : Squalline über D, Superzellen, schwere Hagelstürme, Tornados - Betroffen : BW - Bayern - Sachsen

- 28.06.2006 : Ebenfalls heftiges Hagelunwetter im Schwarzwald (Villingen-Schwenningen)

- 26.07.2008 : Gewittersystem mit rekordverdächtigen Regenmengen (teils 200 mm) in Dortmund


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BeitragVerfasst: Do 30. Apr 2009, 17:42:52 
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Ich kann hier eigentlich nur vom 29.07.2005 sprechen. Was besseres ist mir nicht bekannt. icon_mrgreen
Hier noch einmal kurz eine Ablaufbeschreibung. Selber Bilder hab ich damals noch net
gemacht. Schadensbilder füge ich eventuell später noch welche ein.

1. Bericht über den Anfang des Weltuntergangs:

Alles fing alles ganz harmlos an, so gegen 22.00 Uhr am Freitag hörte man ganz leises grummeln. Bin dann zur Westseite unseres Hauses gegangen und konnte um unsere Stadt herum (bis auf den Osten) eine Lightshow sehen, die ich in meinem ganzen Leben noch nicht gesehen habe. Rund herum gab es Wetterleuchten, so dass es immer wieder taghell wurde. Im Fernsehen beim heute - journal wurde berichtet, dass eine Unwetterwarnung für den westlichen Teil „Deutschland´s“ gibt, und in den anderen Landesteilen würde es „nur vereinzelt“ starke Gewitter geben können. Nach diesem Anblick der vielen Blitze, drängte sich mir der Verdacht auf, dass es wohl doch heute noch etwas größeres geben muss.


2. Bericht während des Gewitters:
Kurz nach 22.30 fing es plötzlich an zu stürmen, beim Nachbarn hat es einen haushohen Baum hin- und hergerissen. Außerdem begann es sofort heftigst zu regnen. Der Regen kam waagrecht daher und durch viele Blitze war es taghell, und man konnte sehen wie der Regen durch den Wind gepeitscht wird. Dieser sehr sehr starke Wind dauerte mindestens 30-45 Minuten. Deshalb wurden viele Bäume in den Wäldern teilweise entwurzelt, oder sogar einfach in der Mitte abgebrochen.

Meist dauert der Wind bei einem normalen Gewitter hier nur sehr kurz (ca. 5 Min.),weil die meisten Gewitter an uns vorbeiziehen. Aber an diesen Tag war alles anders. Normalerweise teilen sich die Gewitter vor unserer Stadt auf, ziehen links und rechts vorbei, und schließen sich dann komischerweise hinter unserer Stadt wieder zusammen. Aber dass war fast ein Volltreffer. In der Stadt Mitterteich, 12km westlich von uns ist so gut wie gar nichts gewesen!

Während des Gewitters gab es Gott sei dank nicht viele Erdblitze. Es waren meistens Wolke-Wolke Blitze, beziehungsweise wurden nur die Wolken taghell. Wenn es jedoch einen Erdblitz gegeben hat, dann hatten diese es in sich. Bei jedem Donner, wackelten sogar die Gläser in der Vitrine (ungelogen). Was für mich ganz komisch war, ist die Tatsache dass sich nach dem Gewitterdurchzug noch 3 heftigste Erdblitze entwickelt haben. Es gab keinen Regen, keinen Wind und auch kein Wetterleuchten mehr. Diese Entladungen kamen ganz ohne Vorwarnung, aus wolkenverhangenen Himmel. Ein Einschlag ging ca. 200mm von unserem Haus entfernt, mit einem ohrenbetäubenden Knall runter. Danach gab es noch zwei heftige Entladungen. So gegen 24.00 Uhr war dann der ganze Spuk so schnell verschwunden wie er gekommen ist.

Die Regenmenge war leider nicht korrekt zu messen (waagrechter Niederschlag). In Unserem Regenmesser befanden sich am Samstag früh 35 Liter/m². Ich schätze die tatsächliche Niederschlagsmenge auf mindestens 50 Liter/m². Gott sei dank hat es hier im Landkreis
Tirschenreuth anscheinend nicht gehagelt. Da hätte alles noch viel schlimmer kommen können. Sogar im Stadtgebiet konnte ein 100jähriger Baum dem Wind nicht standhalten. Die
Straßen waren grün vor Blättern.

Hier zu erst ein paar Reanalysis Karten von wetter3.de:

Bild

Bild

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Bild

Quelle: http://www.wetter3.de

Hier noch die beiden Soundings für diesen Tag:

Bild

Bild

Quelle: http://weather.uwyo.edu/upperair/sounding.html

Hier die beeindruckenden Zahlen von Blids für diesen Tag, sieht schon brutal aus:

Bild

Quelle: http://www.blids.de

Nun ein paar Schadensbilder, die ein paar Eindrücke zeigen sollen:

Einfach umrasiert die Bäume am Waldrand:
Bild

Stellenweise richtige Rodungsflächen. Hinterhalb der Bäume verläuft auch noch eine Strasse, welche füe ein paar Stunden dicht war an dem Tag:
Bild

Ein kleines Kuriosum. Ein geköpfter Baum auf freier Strecke:
Bild

Es blieben nur 2-3m stehen, der Rest einfach umgeknickt. Kann nur ein Downburst gewesen sein:
Bild

An diesem Tag agb es in der Region einen F2 Tornado. Auch zu finden auf der Seite von Thomas Sävert. Hier noch ein WZ Bericht von damals, der sich mit diesem Ereignis befasst:

http://www.wetterzentrale.de/cgi-bin/we ... ?read=1759

Grüße
Markus

_________________
Viele Grüße aus der kalten, nördlichen Oberpfalz (Landkreis TIR in Bayern - Regierungsbezirk Oberpfalz - 525müNN - bei Tirschenreuth in Nordostbayern)
Markus

"Hier gibt es das echte "bayrischen Sibirien"
Bild

"Der Landkreis der 1000 Teiche im bayerischen Sibirien läßt grüßen "
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BeitragVerfasst: Do 30. Apr 2009, 20:06:24 
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Servus Rico,

ich hab ja gesagt, ich hab noch ein bisschen was. Hier kommt eine Beschreibung eines Unwetters vom 14.08.1963, die mir ein alter Bauer von hier am Ort diktiert hat:

Zitat:
Am 14. August 1963 kam das schwerste Unwetter, das die Älteren je erlebt haben. Beim Neuwirt war Hochzeit von Gmahl. Um 15 Uhr verfinsterte sich plötzlich der Himmel und das Unwetter brach los. Blitz, Donner, Hagel, sintflutartiger Regen und Sturm machten es unmöglich, nach Hause zu gehen. Im Gang beim Wirt lief das Was¬ser die Treppe hinunter.
Nach einer halben Stunde war der Spuk vorbei und auf dem Heimweg bot sich mir ein Bild der Verwüstung. Zuhause waren Löcher in den Dächern. Wasser kam vom Spei¬cher. Die Zimmerdecken waren durchnäßt, was besonders ärgerlich war, weil der Maler gerade erst alles renoviert hatte. Erst am Tag vorher war er fertig geworden.
Die Felder glichen einer Seenplatte. Eine Esche war auf das Waschhaus gefallen, eine weitere wurde aus dem Boden gerissen, ebenso ein Kastanienbaum. Es waren alles alte große Bäume gewesen. Im Wald wurden die großen Eichen, die sicher über hun¬dert Jahre alt gewesen waren, entwurzelt. Die Straßenallee nach Aschheim war ratze¬kahl abrasiert. Auch die Stromleitung von Heimstetten her war zerrissen, sodaß wir vier Tage keinen Strom hatten. Der Kamin der Brennerei hatte dem Druck des Sturms ebenfalls nicht standgehalten. Mehrere weitere Gebäude waren schwer beschädigt worden.
Die Ernte war größtenteils schon eingebracht; die Kartoffelfelder sahen wie gepflügt aus. Stundenlang lagen noch die Hagelkörner auf der Straße.


Meine Eltern haben das Unwetter auch zu spüren bekommen. Sie waren an dem Tag in München in der Arbeit gewesen und fuhren abends mit dem Auto nach Hause. Als sie im Nachbarort Feldkirchen ankamen, wunderten sie sich, dass alles weiß war. Sie stellten schnell fest, dass es sich um eine dicke Hagelschicht handelte. Zu Hause merkten sie dann, dass aus der Speichertür (so eine Falltür, wo man die Leiter runterzieht) tropfte. Sie machten auf und merkten, dass im Speicher das Wasser stand, weil das Dach kaputt war vom Unwetter. Sie mussten das Wasser mit Eimern und Kehrschaufeln aus dem Speicher schaffen. Mein Vater hat die Tage danach dann das Dach reparieren dürfen.

Im Jahr drauf, als ich ein kleines Baby war, gab's auch noch mal ein heftiges Hagelwetter, es müsste Ende August 1964 gewesen sein, an einem Wochenende. Da waren meine Großeltern auch zu Gast. Die Familie saß im Garten auf der Ostseite des Hauses. Mein Opa hat sich dann mal die Füße vertreten und ist ums Haus rumgegangen. Da stellte er fest, dass es von Westen unheimlich schwarz wurde. Er hat gleich die Familie gewarnt. Und da ging's auch schon los mit den Sturmböen. Der Sonnenschirm flog davon durch den ganzen Garten und auf ein benachbartes leeres Grundstück. Meine Mutter ist rübergerannt und hat ihn wiedergeholt. Zum Glück ist er ganz geblieben, meine Mutter hat ihn immer noch. Dann hat es angefangen zu hageln, und auf der Westseite wurden die Fenster vom Bad eingeschlagen, dass die Scherben im ganzen Bad verteilt waren. Die Jalousie vom großen Wohnzimmerfenster hat meine Mutter gerade noch rechtzeitig runtergelassen; aber die Hagellöcher hat man dort noch die nächsten 35 Jahre gesehen, bis meine Mutter neue Jalousien hat einbauen lassen. Während es hagelte und dröhnte und schepperte, lag ich im Kinderwagen und hab mir fast die Lunge aus dem Leib geschrien, sagt meine Mutter. :D Links hab ich zu diesen beiden Unwettern leider nicht.


Ja, und dann hab ich noch eins, das fand am 14.07.1894 statt, auch hier in der Gegend. Über München, vielleicht auch schon westlich davon, entstand eine Superzelle. Bereits in München gab es Hagel, aber auch bei mir in Heimstetten, wobei die Ernte vernichtet wurde.

http://www.wetterzentrale.de/cgi-bin/we ... jump2=1894

Das Unwetter zog weiter nach Osten, und wenige km von uns entfernt, in der Gemeinde Forstinning, erzeugte sie dann einen kräftigen Tornado, der von Thomas Sävert nach dem beiliegenden sehr ausführlichen Bericht auf F4 eingeschätzt wird. Der Link unten ist der Text eines ausführlichen Zeitungsberichts von damals.

http://www.bavariastormteam.com/1894.html


So, das war's dann wieder von mir! ;)

Alles Gute

Max

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BeitragVerfasst: So 3. Mai 2009, 20:57:36 
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F3
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Hallo :)

Eine sehr nette Idee! :) was ich nur ändern würde ist, das man das ganze eher nach Schaden und nicht nach Ereignissen beurteilen sollte. Das "Dortmund Unwetter" kommt jedes Jahr über 10mal vor, 200 Liter Regen in der Zeit fallen nicht selten bei solch Stationären Zellen, nur ist diesmal eine Großstadt getroffen worden wo natürlich weitaus mehr Schäden entstanden sind.

Ebenso das Berlin Unwetter. Das ganze war in der Tat heftig, bis zu 157km/h am KuhDamm, da wo die ganzen Schirme und Cafe Einrichtungen sich verabschiedet hatten, war natürlich nicht ohne, solche Böen passieren allerdings oft bei Gewittern...selbst 200km/h oder mehr werden erreicht, aber auch hier wieder (selten) über Großstädten ;)


Ich finde da die Überschrift "Stärksten Gewitterereignisse von Deutschland" nicht wirklich passend, den die stärksten waren es nicht, man kann auch gar nicht sagen welche in "Deutschland von der stärke her am schlimmsten waren, eben nur welche vom "Schaden" am schlimmsten waren, dann passt das ganze Besser ;)



Also so ein richtiges Unwetter in Bremen, hm es gab hier in der Gegend schon Hagelstürme mit 10cm auch habe ich schon Gewitterstürme mt 140km/h gesehen und auch Überflutungen von teilen der Stadt gab es schon, aber das das jetzt den Ramen gesprengt hat, wüsste ich nicht ;)

Gruß Jonas


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BeitragVerfasst: Mo 4. Mai 2009, 17:32:00 
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Cumulus
Cumulus

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Felix (Mannheim) hat geschrieben:
In der Tat ein interessanter Thread. ;)
Ich versuche mal einpaar Schwergewitterereignisse in Deutschland aufzulisten, natürlich auf Vollständigkeit keine Gewähr, zumal allein die Definition der stärksten Gewitterereignisse auf den ersten Blick nicht eindeutig ist. Auch auf genauere meteorologische Aspekte möchte ich gar nicht so weit eingehen. Man kann ja auch die Ereignisse mit entsprechenden Berichten und Analysen noch verlinken. Das hier soll nur als kleine Übersicht dienen (wird noch nach & nach erweitert), spontan fällt mir ein :

- 15.08.1972 : Extremes Hagelunwetter über Stuttgart mit riesigen Hagelmengen, die talabwärts in die Stadt strömten

- 12.07.1984 : Schweres Hagelunwetter in München

- 10.07.2002 : Unwetter über Berlin mit schweren Regenfällen und Orkanartigem Sturm direkt über der Stadt

- 29.07.2005 : Squalline über D, Superzellen, schwere Hagelstürme, Tornados - Betroffen : BW - Bayern - Sachsen

- 28.06.2006 : Ebenfalls heftiges Hagelunwetter im Schwarzwald (Villingen-Schwenningen)

- 26.07.2008 : Gewittersystem mit rekordverdächtigen Regenmengen (teils 200 mm) in Dortmund


Hi Felix,

vergiss nicht den 2.6.1999, direkt hier bei uns! Der Hagel war so groß, dass es unsere Regenrinne zerfetzt hat, der Garten war total zerstört, gegenüber hat der Hagel Fenster (sowohl am Haus und auch an den Autos) zerschlagen. Weis nicht, wie groß die Dinger waren, aber so groß wie die aus Villingen-Schwenningen mindestens. Unser Keller stand ca 80 cm unter Wasser, ein Blitz hat die Heizung lahmgelegt. Das war richtig übel...hier in Video, das südlich des Hagelcores aufgenommen wurde! http://www.wetterstationsforum.de/phpBB ... bd45436bff (das Datum im Video stimmt nicht, aber es war das Gewitter am 2.6.99)


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BeitragVerfasst: Mo 20. Jul 2009, 19:23:21 
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Servus zusammen,

ich hatte ja schon gesagt, dass ich Zeitungsausschnitte vom Münchner Hagel-Unwetter vom 12.07.1984 habe. Ich bin jetzt mal dazu gekommen, einige einzuscannen (wurde auch Zeit, ein paar sind schon irgendwie angefressen worden, keine Ahnung wovon). Hier sind sie:

Bild



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Alle Artikel sind aus dem Münchner Merkur vom 13. Juli 1984.

Alles Gute

Max

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BeitragVerfasst: Mi 22. Jul 2009, 09:57:44 
Hallo Max,

besten Dank dass du die Zeitungsartikel eingescannt hast und vorallem aufgehoben hast!
Das liest sich alles wirklich sehr heftig.. auf solchen Hagel kann wohl (fast) jeder verzichten.
Und ja.. 1984 war noch alles etwas anders, wie man an dem ein oder anderen Bild erkennen kann. icon_mrgreen

Gruß
Felix


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