Servus zusammen,
bei dem schönen Wetter heute hat's mich mal wieder aufs Fahrrad gezogen, und ich bin diesmal ins Moos rauf gefahren. Moos - so nennt man hier ganz "kurz" den Abschnitt des (ehemaligen) Erdinger Mooses, das zur Gemeinde Kirchheim gehört. Und Moos wiederum sagt man in Bayern zum Moor. Und ich hab so einiges entdecken können; die alten Moosbäche sind durchaus noch in der Flur zu erkennen. Ich hab mich ja zuvor schon kundig gemacht auf alten Karten, und auf einer Karte der Umgebung von München aus dem Jahr 1860 hab ich auch die alten Bachläufe her. Ich konnte sie mittels Google Earth schon gut in der Flur identifizieren, und jetzt hab ich sie mir auch mal direkt angeschaut. Übrigens, wem die Erklärungen zu viel sind, der kann auch nur die Bilder genießen...
Bild 1: Hier sind wir noch im Ort. An der Stelle, wo das Haus in der Mitte zwischen den beiden Straßen steht, ist auf der Karte von 1860 ein kleiner Teich eingezeichnet, von dem aus ein Bächlein erst kurz nach Osten und dann nach Norden führt. In der Karte wird das Bächlein als Meh-Bach oder Mehl-Bach bezeichnet.
Bild 2: Hier sind wir an der Flurstraße. Rechts sieht man die Straße, aber hauptsächlich sieht man einen Grünstreifen. Wenn man genau hinschaut, ist der leicht wie eine Rinne geformt. Mir ist das schon als Kind in der Grundschule mal aufgefallen und ich dachte einen Moment, da würde ein Bach fließen. Da war allerdings der Grünstreifen gemäht und man konnte es noch besser sehen, außerdem könnte es in den 40 Jahren seitdem auch etwas ausgeflacht sein. Aber ich hatte schon damals Recht: Hier entlang ist der Meh-Bach weiter geflossen.
Bild 3: Die Birken hat's vor 40 Jahren auch schon gegeben.
Bild 4: Am Kreuzhauserhof macht die Flurstraße eine Biegung, auf der alten Karte von 1860 hab ich gesehen, dass das genau der Verlauf des Bachs ist. In einer noch älteren Karte von 1808 ist der Bach erst ab hier eingezeichnet und wurde in der Karte noch als Steingreifbach bezeichnet. Der Flurname "Am Steingreif" ist für den Bereich um den Kreuzhauserhof (hinter den Bäumen) immer noch gebräuchlich.
Bild 5: Hier sieht man den Grund, weswegen die Bäche heute trocken sind. Der Abfanggraben wurde um 1920 gebaut, zugleich mit dem Mittleren Isarkanal und dem Speichersee. Der sollte dafür sorgen - und hat es auch getan -, dass das Grundwasser abgesenkt wurde. Das konnte nämlich zum Problem sein, dass der Meh-Bach zumindest zeitweise im Dorf entsprang. Die Häuser am Nordrand des Dorfes hatten's mitunter recht nass, wenn es mehr geregnet hat. Mit dem Bau des Abfanggrabens wurde der Wasserspiegel um mindestens 2 m abgesenkt, und die Bäche fielen trocken, aber es wurde auch in Kirchheim nicht mehr nass. Zudem konnte man dann die Flächen im Moos besser landwirtschaftlich nutzen, was den Bauern mehr Geld einbrachte. Vorher waren allenfalls Streuwiesen zu nutzen (Gras für die Einstreu im Stall), nun konnte Ackerbau betrieben werden.
Bild 6: So schaut's von der Brücke in Richtung Norden aus.
Bild 7: Da bin ich aber nicht lang gefahren, sondern entlang des Abfanggrabens ein bisschen nach NO, bis links ein Feldweg abzweigte, und zwar links bei den Bäumen im Hintergrund.
Bild 8: Und da bin ich jetzt, bei einem anderen ehemaligen Moos-Bach. Rechts, wo das Gebüsch ist, verlief früher der Tränkbach. Der Graben ist noch ein bisschen zu sehen (auf dem Bild nicht gut) und das Ganze ist auch die Gemeindegrenze zwischen Kirchheim (auf der Seite wo der Feldweg verläuft) und Pliening (Gemarkung Landsham) auf der anderen Seite.
Bild 9: Kann man hier den Graben ein bisschen erkennen? Der Tränkbach versorgte zusammen mit einigen anderen Bächen und auch Wasser aus dem Meh-Bach, das nach Osten abgeleitet wurde, die Erlmühle, die heute direkt bei der Ecke der Fischteiche steht. Eine weitere Mühle, etwas nördlich davon, die Kaspar-Mühle, existiert garnicht mehr. Die wurde vermutlich im Rahmen des Baus des Speichersees abgetragen.
Bild 10: Heute sind hier natürlich lauter Felder, früher war das eine Sumpf- und Moorlandschaft.
Bild 11: Ich bin dann umgekehrt, weil der Feldweg immer schlechter wurde, und jetzt bin ich wieder auf der Moosstraße. Links, wo die Bäume stehen, war immer noch der Verlauf des Meh- oder Steingreifbaches.
Bild 12: Dann macht die Straße einen kleinen Knick. Der ehemalige Bachlauf wird nun durch die Bäume rechts der Straße bezeichnet.
Bild 13: Mitten in den Bäumen drin - man kann sich vorstellen, wie das mal eine breite Sumpfzone war, durch die der Bach fließt. Heute ist es natürlich alles fester Boden.
Bild 14: Jetzt bin ich fast schon am Speichersee angekommen (die Bäume im Hintergrund). Der Meh-Bach floss von hier einst weiter über das Gebiet des heutigen Speichersees und dann in die Goldach, die nördlich des Speichersees noch existiert. Der Tränkbach entwässerte weiter östlich in die Dorfen, auch die existiert nördlich des Speichersees noch.
Bild 15: Bei dem frisch angelegten Kartoffelacker sieht man schön die schwarze Moorerde. Die ist sehr fruchtbar, weswegen die Bauern danach trachteten, sie landwirtschaftlich zu nutzen.
Bild 16: Am Rückweg genieße ich die schöne Landschaft.
Bild 17: Und jetzt bin ich schon wieder im Ort herin.
Dann bin ich noch zum Einkaufen und dann erst heim. Das war ein sehr schöner und auch ausgesprochen lehrreicher Ausflug heute!
Ich hoffe, die Bilder gefallen euch, und vielleicht hat sich der eine oder andere auch für meine Ausführungen interessiert.
Alles Gute
Max